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Der Thriller „Hinter diesen Türen“ von Ruth Ware führte mich
nach Schottland. Dort sitzt die Protagonistin und Ich-Erzählerin Rowan Caine
seit geraumer Zeit in einem Frauengefängnis und wartet auf ihren Prozess, denn
sie soll ein Kind umgebracht haben. Jetzt sucht sie aus ihrer prekären Lage
heraus nach einem Anwalt, der sie dabei vertritt, denn sie fühlt sich von dem
ihr zur Seite gestellten Rechtsbeistand missverstanden.
Rowan ist 27 Jahre alt und gelernte Erzieherin. Sie war mit
ihrer Arbeitsstelle in einer Kita in London unzufrieden. Als sie bei einer
Google-Suche auf ein Stellenangebot im Internet stößt, entschließt sie sich
spontan zu einer Bewerbung. Gesucht wird ein erfahrenes Au-Pair-Mädchen zur
Betreuung der vier Kinder der Familie, die in einem abgelegenen, aber mit
modernstem High-Tec ausgestatteten Haus im schottischen Hochland lebt.
Besonders reizen Rowan die Höhe des Jahresgehalts und die zusätzlichen
Leistungen. Gleich bei Antritt der Stelle wird ihr ganzes pädagogisches und
kreatives Geschick gefragt, denn das Arbeitgeber-Ehepaar fährt einige Tage auf
Dienstreise und Rowan bleibt mit den Kindern und zwei Hunden allein im Haus
zurück.
Das gesamte Buch ist als Brief gestaltet. Ruth Ware baut von
Anfang an Spannung an und spiegelte mir die Verzweiflung Rowans durch die von
ihr begonnenen Briefe an ihren Anwalt auf den ersten Seiten des Buchs wieder.
Die Protagonistin ist sich bewusst, dass ihre Aussage unschuldig zu sein, auf
dem Prüfstand steht. Als Kindsmörderin hat sie im Gefängnis einen besonders
schwierigen Stand. Obwohl sie sich wünscht, dass ihr Fall so schnell wie
möglich aufgeklärt wird, nimmt sie sich die Zeit sämtliche Ereignisse, von der
Bewerbung an bis zu den verstörenden Geschehnissen in jener Schicksalsnacht.
Sie weiß, dass der Anwalt und damit auch ich als Leser nur auf diese Weise ihr
Handeln verstehen und sich damit ihre Unschuld bestätigen wird.
Die Autorin spielt gekonnt mit der Angst, die viele
empfinden, wenn sie allein im dunklen Zimmer ein unbekanntes Geräusch wahrnehmen,
was besonders gruselig ist, wenn man sich in einem Haus befindet, dass
abgelegen ist und keine Erwachsene zur Hilfe in der Nähe. Außerdem fand ich es
beängstigend, sich rund um die Uhr den Möglichkeiten einer Smart Home Systems
ausgesetzt zu sein, die natürlich auch ihre Vorteile bietet. Des Weiteren
werden viele Leser die täglichen Herausforderungen kennen, die ein Haushalt mit
mehreren Kindern bringt, auch hieraus ergeben sich einige brisante Situationen.
Es gibt einige Menschen, die es gut mit Rowan meinen, oder vielleicht doch
nicht?
Rowan fühlte sich als Kind oftmals unverstanden und möchte
in ihrem Job einiges besser machen. Aber es ist unter den Bedingungen
schwierig, ihren eigenen Ansprüchen zu entsprechen, so dass sich ihre
Unzufriedenheit mit sich selbst ihre Nerven zusätzlich reizt. An einigen
Stellen fügt die Autorin kurze Bemerkungen ihrer Protagonistin ein, die einen
ganz kleinen unvollständigen Ausblick auf das bieten, was noch passieren wird
und dadurch die Spannung noch zusätzlich steigern.
Im Thriller „Hinter verschlossenen Türen“ brilliert die
Autorin durch die Erzeugung von Ängsten, die sich in unserem Alltag finden.
Obwohl wir wissen, dass die meisten unbegründet sind, so gibt es doch eine
Möglichkeit durch die unsere Angst bestätigt werden könnte.