Rezension von Ingrid Eßer
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Anja Saskia Beyer nahm mich in ihrem Roman „Zeit der
Pfirsichblüte“ mit nach Barcelona in Spanien, das ich selbst schon einige Male
besucht habe. Ihre Protagonistin Anna, etwa 40 Jahre alt, verbringt hier einen
Urlaub mit ihrer besten Freundin und Arbeitskollegin Carina. Eigentlich wollte
Anna nicht mehr hierhin, denn vor mehr als zwanzig Jahren hat sie dort eine
Weile gelebt und auf einer Pfirsichplantage unweit der Großstadt gejobbt. Ihre
Gefühle an diese Zeit sind gemischt. Einerseits erinnert sie sich gerne an ihre
große Liebe und gute Freunde, andererseits sind ihr bestimmte Begebenheiten,
verbunden mit dem jähen Ende ihrer Beziehung in schmerzhafter Erinnerung.
Weil ihre aktuelle Partnerschaft gerade in einer Krise ist,
willigt sie in die Reise ein um einen gewissen Abstand zu gewinnen. Vor Ort
stößt sie auf Ereignisse mit kaum fassbaren, aber der Realität entsprechende
Tatsachen, von denen sie sich nicht nur berührt fühlt, sondern vielleicht auch
selbst betroffen ist. Ihren Erinnerungen folgend, trifft sie einen guten Freund
aus vergangenen Tagen, der sie bei weiteren Recherchen unterstützt und von dem
sie sich immer mehr angezogen fühlt. Aber sie weiß nicht, ob sie ihm vertrauen
kann.
Als Hintergrund für ihre Geschichte wählt die Autorin
Vorfälle, die zwar unglaublich, aber in Spanien wirklich geschehen sind.
Darüber legt Anja Saskia Beyer aufheiternd das quirlige Leben in Barcelona und
beschreibt die duftende Pfirsichplantage in der spanischen Provinz Lleida so,
dass man Lust bekommt, dorthin zu reisen. Um sich ein wenig vom mediterranen
Flair nach Hause zu holen, finden sich hinten im Buch einige sommerliche
spanische Rezepte.
Die Figuren sind nicht immer auf den ersten Blick zu
durchschauen und ändern auch mal ihre Meinung, die von der Autorin versucht
wird, zu begründen. Anna ist seit ihrem ersten Aufenthalt in Katalonien
selbstbewusster geworden. Von einer unerfahrenen jungen Frau, die dem
Elternhaus entfliehen möchte, hat sie sich zu einer erfahrenen und geschätzten
Organisationskraft in einer PR-Agentur entwickelt. Ihr abgebrochenes Studium
hat sie längst hinter sich gelassen. Zwar wird sie die Zeit in Spanien nie ganz
vergessen, aber die Zeit hat viele Wunden geheilt. Anja Saskia Beyer hält die
Fäden ihrer Figuren fest in der Hand, auch wenn manche Gefühle oder Ansichten
mal recht kurzfristig wechseln. Auf diese Weise verschafft sie dem Leser ein
beruhigendes Ende der Geschichte.
„Zeit der Pfirsichblüte“ ist aufgrund der dramatischen
Begebenheiten spannend zu lesen, die Figuren wirken lebendig und die spanischen
Handlungsorte ließen mich vom Sommer träumen. Ich fühlte mich gut unterhalten
und daher empfehle ich das Buch gerne weiter.