In ihrem Roman „Die Bücherfrauen“ verknüpft die
US-Amerikanerin Romalyn Tilghman das Leben von Angelina, Traci und Gayle, die
in der Kleinstadt New Hope in Kansas einander begegnen. Einigen Frauen vor Ort
liegt der Erhalt von Bibliotheken besonders am Herzen, die vor allem von den
Spenden des industriellen US-Amerikaners Andrew Carnegie zwischen 1883 und 1929
errichtet wurden, 59 davon in Kansas.
Die in Philadelphia wohnende Angelina Sprint ist eine der
drei Protagonistinnen. Sie schreibt seit vielen Jahren an ihrer Doktorarbeit
über eben jenen Carnegie. Ihre Großmutter war eine der Aktivistinnen, die sich
vor vielen Jahren in New Hope für eine Bibliothek eingesetzt und bei Angelina
die Liebe zu Büchern wachgerufen hat. Inzwischen wurde aus der Bibliothek ein
Kulturzentrum. Zur Leitung diverser Kurse wird die Künstlerin Traci aus New
York angestellt. In ihrer Bewerbung hat Traci ihre Vergangenheit verschleiert.
An einem der von ihr geleiteten Kurse nimmt Gayle teil, die aus dem Nachbarort
Prairie Hill stammt. Dort wütete vor kurzem ein Tornado und machte alles dem
Erdbeben gleich, auch ihr Wohnhaus. Von der Bibliothek blieb nur noch eine Wand
stehen. Das Engagement für eine gemeinsame Sache lässt die Gäste und die
Einheimischen immer mehr zueinander finden.
Romalyn Tilghmans Hauptfiguren sind sehr unterschiedlich, vom
Alter und vom Charakter her, aber für alle drei wird New Hope im wahrsten Sinne
des Wortes zu einer Hoffnung auf einen Neuanfang. Angelina und Traci suchen aus
eigenem Interesse nach einer Veränderung in ihrem Leben, Gayle dagegen ist ein
Opfer der Umstände. Es ist sogar so, dass die Bewohner der beiden Nachbarorte
aufgrund bestimmter gegensätzlicher politischer Meinungen sich nicht besonders
mögen. Und doch vermag Gayle über ihren Schatten zu springen und sich an gemeinsamen
Aktivitäten mit den Bewohnern von New Hope einzulassen, so dass sie nicht nur ihre
eigene Zukunft im Blick hat, sondern durch ihr Verhalten auch für ihren
Heimatort einer Annäherung entgegengeht. Gemeinsam lachen, aber auch Sorgen teilen,
bringt Verständnis untereinander und man wächst zusammen. Dabei bildet das
Quilten, ein sehr beliebtes amerikanischen Hobby, den Anlass für die Treffen.
Bei den Beschreibungen der farblichen Zusammenstellung der Stoffe bekommt man
Lust mit dem Nähen selbst zu beginnen.
Eine besondere Rolle nehmen in diesem Roman die Bibliotheken
ein und zeigen damit auch ein Stück Historie der USA. Zu Beginn des letzten
Jahrhunderts waren es hauptsächlich die Frauen, die eine Chance im Austausch
von Büchern sahen und zwar nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch in der
Möglichkeit, dadurch ihr Wissen und das ihrer Familie zu erweitern. Aus diesem
Grund engagierten sie sich für die Errichtung von Büchereien, in denen die
Bücher gesammelt und von anderen ausgeliehen werden konnten.
Romalyn Tilghman vermittelt in ihrem Roman „Die
Bücherfrauen“ US-amerikanisches Lebensgefühl und zeigt wie wichtig Kultur in
Form von Kunst und Literatur für die Identitätsfindung ist. Sie ermöglicht
einen konstruktiven Austausch von Meinungen, der auch persönliche Gefühle
transportiert und so zum Verständnis untereinander beiträgt. Mir hat das Buch
gut gefallen und daher empfehle ich es gerne uneingeschränkt weiter.