Hardcover: 320 Seiten
Nora macht gerade eine schwere Phase durch: Ihre geliebte Katze Voltaire ist gestorben, sie hat ihren Job im Musikladen verloren, ihr einziger Klavierschüler hört auf zu spielen und ihr Bruder nimmt ihr immer noch übel, dass sie vor Jahren aus der gemeinsamen Band ausgetreten ist. Mit Tabletten und Wein will sie sich von der Welt verabschieden, denn niemand braucht sie mehr. Doch statt zu sterben landet sie in einem Dazwischen, der Mitternachtsbibliothek. Dort erhält sie die Chance, Leben auszuprobieren, in denen sie in der Vergangenheit andere Entscheidungen getroffen hat, um das zu finden, das am Besten zu ihr passt. Wie fühlt sich das Leben an, in dem sie ihren Verlobten nicht verlassen hat? Oder das, in dem sie nach dem Philosophiestudium einen anderen Job angetreten hat? Oder gar nicht studiert, sondern eine Schwimm- oder Musikkarriere verfolgt hat? Ob Nora ein Leben finden wird, in dem sie weiterleben will?
Wer denkt nicht ab und zu darüber nach, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er sich an diesem oder jenem Punkt anders entschieden hätte? Das eigene Leben ist das Resultat Tausender und Abertausender von Entscheidungen und komplexer Zusammenhänge. Mit der Mitternachtsbibliothek schafft der Autor einen magischen Ort zwischen Leben und Tod, in dem Nora die einzigartige Chance erhält, zu erfahren, wie Leben aussehen, in denen sie andere Pfade eingeschlagen hat.
Die Atmosphäre zu Beginn des Buches ist gedrückt, denn in Noras Leben läuft wirklich vieles schief. Beim Betreten der Mitternachtsbibliothek ist sie zunächst skeptisch und weiß nicht, was sie vom dem Angebot halten soll, das ihr von ihrer alten Schulbibliothekarin Mrs Elm gemacht wird, die immer noch so aussieht wie bei ihrer letzten Begegnung vor neunzehn Jahren. Die ältere Frau erweist sich als Beraterin, die Nora allmählich auf den Geschmack des Ausprobierens all der Leben bringt, die in der riesigen Bibliothek auf sie warten.
Nora erlebt spannende und aufregende Momente, aber auch viele herbe Enttäuschungen, die sie immer wieder in die Bibliothek zurückbringen. Dort reflektiert sie in Gesprächen mit Mrs Elm das Erlebte und kommt zu Erkenntnissen, was das Leben als solches eigentlich wertvoll macht. Der Handlungsverlauf ist vorhersehbar, das hat mich in diesem Fall jedoch nicht gestört, denn die Botschaft, die dabei gesendet wird, fand ich sehr schön.
Mit „Die Mitternachtsbibliothek“ hat Matt Haig einen philosophisch geprägten Roman geschaffen, der nachdenklich stimmt und gleichzeitig wunderbar unterhalten kann. Ich bin überzeugt davon, dass jeder aus diesem Buch etwas mitnehmen kann, weshalb ich es wirklich jedem empfehlen kann!