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Montag, 1. März 2021

Rezension: Mit Abstand verliebt von Juli Rothmund

 

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Mit Abstand verliebt
Autor: Juli Rothmund
Taschenbuch: 480 Seiten
Erschienen am 24. Februar 2021
Verlag: FISCHER Taschenbuch

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Als Jella im Februar 2020 die Party ihres Kumpels David besucht, ahnt sie noch nicht, dass es die letzte für eine lange Zeit sein wird. Doch einige Tage später trifft die Hiobsbotschaft via WhatsApp ein: Der Gastgeber wurde positiv auf Corona getestet und bittet alle, zu Hause zu bleiben und sich testen zu lassen. Vor dem Krankenhaus trifft Jella Lennard wieder, der mit ihr auf der Party war. Für Lennards Geschmack hat Jella zu viele Tattoos, und für Jellas Geschmack hat Lennard zu viele Versicherungen. Dennoch beginnen die beiden während des Lockdowns, sich Nachrichten zu schicken...

Ist die Zeit reif für eine Liebesgeschichte während der ersten Corona-Welle? Ich habe das Buch überraschend vom Verlag erhalten und war neugierig darauf, meine Antwort auf diese Frage zu finden Zu Beginn lernt man Jella und Lennard auf der letzten Party kennen, die sie für lange Zeit feiern werden. Jella arbeitet als Yoga-Lehrerin, ist begeisterte Surferin und liebt das Reisen. Mit ihrer Unbeschwertheit und Abenteuerlust ist sie ganz anders als Lennard, der in einer Agentur arbeitet und seit Jahren auf den Kauf einer Immobilie in Hamburg hin.

Die Kapitel sind abwechselnd aus den beiden unterschiedlichen Perspektiven geschrieben und geben dem Leser Einblicke, wie Jella und Lennard den Beginn der Pandemie erlebten. Zwischen den Kapiteln sind außerdem einige Nachrichten abgedruckt, welche die aktuelle Corona-Situation verdeutlichen. Durch Jellas und Lennards unterschiedliche Lebenssituationen werden verschiedenste Konsequenzen des Lockdowns deutlich. Jella kann von heute auf morgen nicht mehr als Yogalehrerin arbeiten, ihr nächster Urlaub ist in Gefahr und ihr Mitbewohner will sich nicht mehr im selben Raum aufhalten wie sie. Lennard verlegt die Arbeit ins HomeOffice und kann kein Verständnis für seine Eltern aufbringen, die aus seiner Sicht zu sorglos reagieren.

Ich wartete gespannt darauf, wie die Liebesgeschichte sich entwickeln wird. Nach 200 Seiten hatten Jella und Lennard erst ein paar mal miteinander geschrieben und gesprochen und ich hoffte, dass endlich mehr zwischen den beiden passiert. Die Geschichte wird in angenehm flotten Tempo erzählt und driftet trotz der ernsten Lage nicht ins dramatische ab. Lennard entdeckt beispielsweise das Backen für sich und heitert das Nachbarkind mit Corona-Comics auf. Da er sich auch nicht im Freien mit anderen Haushalten treffen will, beginnen er und Jella schließlich mit Videotelefonie.

In der zweiten Hälfte des Buches nehmen die Interaktionen zwischen den beiden zu und die Schilderungen der coronakonformen Dates haben mir gefallen. Nachdem ich mit beiden meine Startschwierigkeiten hatte, wurden sie mir zunehmend sympathischer. Die Botschaft, dass Liebe in allen Zeiten einen Weg findet und man das Beste aus jeder Situation machen sollte, fand ich schön.

Während die Liebesgeschichte erzählt wird möchten die Autoren gleichzeitig der Darstellung der Pandemie gerecht zu werden. Diese ist im Buch omnipräsent, so wie sie es für alle in dieser Zeit eben war. Ich lese Liebesgeschichten, um abschalten zu können und habe während der Lektüre gemerkt, dass das nicht gut klappt, wenn man dabei über die Pandemie liest, die seit Monaten sowieso überall Gesprächsthema Nummer Eins ist. Als Lennard beispielsweise überlegte, ob David als Gastgeber der Party wohl ursprünglich aus Heinsberg kommt, wollte ich am liebsten entgegnen „Ich kann dir gern erzählen, welche Reaktionen ich bekommen habe, als meine Kollegen sich daran erinnerten, dass ich tatsächlich aus Heinsberg komme.“ Ob man ein Buch lesen will, dessen Protagonisten sich mit Herausforderungen konfrontiert sehen, die man selbst allzu gut kennt, muss jeder für sich entscheiden.