Rezension von Ingrid Eßer
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In ihrem Roman „Das Geheimnis der Themse“ nimmt Susanne Goga
die beiden inzwischen verheirateten Figuren Charlotte und Tom Ashdown, die
bereits in ihrem Buch „Der verbotene Fluss“ eine große Rolle spielten, erneut
in den Fokus. Diesmal ist es weniger die Liebe, die dabei im Vordergrund steht,
sondern es sind Geheimgesellschaften und mystische Rituale die die beiden
erkunden. Zum Lesen und Verstehen des Romans werden die Kenntnisse der vorigen
Geschichte nicht benötigt.
Charlotte hat ihren Beruf als Gouvernante aufgegeben, um
sich ausschließlich ihrer Aufgaben als Ehefrau zu widmen, wie es damals üblich
war. Erst vor kurzem hat das Ehepaar ein Haus mit Garten gekauft und ist
umgezogen. Aber über ihrer Ehe liegt ein Schatten, weil sie noch kinderlos
sind. Während Tom weiter seinem Beruf als Journalist bei einer Tageszeitung
nachkommt, erhält er von seinem früheren Mentor das Angebot ein Buch über
übernatürliche Phänomene in London zu schreiben. Nach kurzem Zögern stimmt er
zu und begeistert bald darauf auch Charlotte für diese Arbeit. Eine geborgene
Leiche aus der Themse erregt das Aufsehen der beiden, denn die Ermittlungen
führen zu Hinweisen mit mystischem Charakter. Bei ihren Recherchen geraten sie
immer mehr in Gefahr, weil sie tiefer in entsprechende geheime Kreise
eindringen.
Susanne Goga verarbeitet sensibel das Thema der
Kinderlosigkeit und zeigt, wie es dabei zu Spannungen in einer Ehe kommen kann
aufgrund unausgesprochener Gefühle. Es ist schwierig, über bestimmte Probleme
zu reden und eventuell die Hoffnung des Ehepartners dabei zu zerstören.
Außerdem lässt die Autorin in Gedanken Charlotte ihre Rolle als Mutter
durchdenken und sich in diesem Zusammenhang mit eventuell eingeschränkten
Freiheiten beschäftigen, die ihr das Leben an der Seite von Tom bietet.
Charlotte ist gebildet und entscheidet gerne selbständig, Tom schätzt ihre
Einstellungen, wobei sie sich mit seinen Eigenwilligkeiten arrangiert hat. Beide
waren mir von Beginn an auf ihre je eigene Art sympathisch.
Die Themse scheint schon lange eine gewisse Anziehungskraft
zu besitzen. Dank sehr guter Recherche eröffnet Susanne Goga mit ihrer
Erzählung dem Leser Zugang zu einer Reihe magischer Geschichten rund um den
Fluss, die tatsächlich im Umlauf kursieren. Das historische London kurz vor der
Wende zum 20. Jahrhundert lässt sie gekonnt lebendig werden und deckt anhand
von magischen Orten, geheimen Gesellschaften und Kulten eine etwas andere als
gewöhnliche Seite der britischen Hauptstadt.
Susanne Goga schreibt in ihrem Roman „Das Geheimnis der
Themse“ über die Probleme der noch jungen Ehe des Londoner Paars Charlotte und
Tom im Jahr 1894. Verborgene Orte, geheime Orden und Riten sowie ein Todesfall
in diesem Zusammenhang stellen sich in den Vordergrund und sorgen für eine
gewisse durchgehende Spannung. Zwar hätte ich mir etwas mehr Romantik erwartet,
fühlte mich aber dennoch gut unterhalten, auch aufgrund des unverbrauchten
Hintergrundthemas.