Rezension von Ingrid Eßer
„Die Wunderfrauen – von allem nur das Beste“ ist der zweite
Band einer Romantrilogie von Stephanie Schuster bei der die vier Frauen Luise,
Marie, Helga und Annabel, die im oberbayrischen Starnberg oder in der Nähe
leben, im Mittelpunkt stehen. Nachdem der erste Teil in den 1950er Jahren
spielt, ist die vorliegende Handlung zu Beginn der 1960er Jahre angesiedelt.
Der vorliegende Band kann auch unabhängig von der Kenntnis des ersten gelesen
werden, was aber schade wäre, weil man dann interessante Details aus der
Vergangenheit der Frauen verpasst.
Der Prolog macht neugierig auf das, was die Vier im
Folgenden erleben werden und welche Antwort es darauf geben wird, warum Helga gerade
im Gefängnis festsitzt. Ganz sicher ist aber, dass die Freundschaft die Jahre
überdauert hat, denn die Freundinnen und ihre Kinder setzen sich füreinander
ein. Für jede von ihnen hat sich auf eine bestimmte Weise erfüllt, so zu leben
wie gewünscht und auch weiterhin streben die Freundinnen nach
Selbstverwirklichung auf ihre je eigene Art. Dabei entwickeln sie sich weiter,
nicht immer habe ich ihr Handeln gutgeheißen, aber dennoch blieben sie mir
sympathisch.
Luise, inzwischen Mitte 30, ist weiterhin erfolgreich mit ihrem
Gemischtwarenladen, während Marie gelernt hat ein bäuerliches Anwesen neben der
Erziehung ihrer drei Kinder zu bewirtschaften. Für Helga ist der Wunsch, Ärztin
zu werden, Wirklichkeit geworden. Eine Anstellung an der Starnberger Seeklinik
ermöglicht es ihr, sich weitgehend selbst um die Erziehung ihres Sohns zu
kümmern. Annabel ist im fortgeschrittenen Alter nochmal schwanger und freut
sich sehr auf ihr zweites Kind.
Auch im zweiten Band räumen die Frauen viele Steine zur
Seite, die ihnen im übertragenen Sinn in den Weg gelegt werden. Es ist eine
Zeit, in der Frauen verstärkt für Gleichberechtigung eintreten. Die Einführung
der Antibabypille ist dabei ein Meilenstein zur Selbstbestimmtheit. Auch in der
Klinik ist neuer Wind zu spüren und Helga ist gerne bereit, ihre Tätigkeit
entsprechend danach auszurichten.
Luise hält in ihrem Ladenkunde-Buch, wie bereits im ersten
Teil der Trilogie, eine bunte Mischung an Fakten und Anekdoten fest, auch
Rezepte sind dabei. Dadurch wird die Widergabe des Zeitgeists, der sich schon
in der Geschichte vor allem in Form der gängigen Musik unter Hervorheben des
Trends zum Rock’n’Roll-Tanzen widerspiegelt, nochmals verstärkt. Das Angebot
ständig neuer Produkte und die Präsentation der Artikel in modernen Supermärkten
mit Selbstbedienung bringt die Ladenbesitzerin zum Grübeln. Sie erkennt die
Vor- und Nachteile einer solchen Einkaufsmöglichkeit und ihr wird klar, dass
sie ihren eigenen Verkaufsstil daran anpassen muss. Weitere damals aktuelle
Themen, von denen die Figuren mittel- oder unmittelbar betroffen sind, finden
Eingang in die Erzählung und sorgen für eine Bereicherung des Geschehens, dazu
gehörten ein medizinischer Skandal, die Flurbereinigung, Frauen am Steuer und
der erste Mensch im All.
Im zweiten Teil der Trilogie über ihre „Wunderfrauen“ Luise,
Annabel, Helga und Marie baut Stephanie Schuster die Stärken der Freundinnen
aus und zeigt ihren ungebrochenen Willen sich selbst auf ihre jeweils eigene
Weise zu behaupten. Der Roman endet mit einem Cliffhanger, der mich und
bestimmt viele andere ungeduldig auf die Fortsetzung warten lässt, daher
vergebe ich gerne eine Leseempfehlung.