Rezension von Ingrid Eßer
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"Weißt du wo mein Kind ist" schrieb mir David Bronski. Im Krimi "Dunkelkammer" konnte ich spannend verfolgen, wie seine Suche verlaufen ist.
Bernhard Aichner hat mit dem Buch „Dunkelkammer“ den ersten
Teil einer Kriminalserie veröffentlicht, in der David Bronski, Mitte vierzig, im
Mittelpunkt steht. Bronski ist alleinstehend, lebt in Berlin, arbeitet für eine
Tageszeitung und hat eine ganz besondere Passion, denn er ist fasziniert vom
Ausdruck auf den Gesichtern toter Menschen und hält diesen mit einer analogen
Kamera fest. Die Momente, in denen sich das Bild auf dem Papier langsam
abzeichnet bei der Entwicklung der Fotos in seiner Dunkelkammer fordern ihm
Ruhe und Geduld ab und bilden damit einen Gegenpol zu seiner oft stressigen
Arbeit als Pressefotograf.
Bronski ist in Tirol aufgewachsen. Eines Tages wird er von
einem ehemaligen Kollegen, der inzwischen obdachlos ist, angerufen. Dieser
bietet ihm die Gelegenheit seinen zufälligen Fund, eine mumifizierte Leiche in
einer Ferienwohnung zu fotografieren. Die unter unbekannten Umständen Verstorbene
ist beiden bekannt und sie wittern eine große Story. In der Geldbörse der Toten
findet er ein Foto, das ihn unmittelbar selbst betrifft und ihn aufwühlt.
Allerdings möchte er darüber nichts an die Öffentlichkeit bringen und beginnt
selbst weitere Hintergründe zu recherchieren. Seine Kollegin Svenja aus dem
Kulturressort wird Bronski von der Zeitung her zur Seite gestellt zum Verfassen
eines Textes zu seinen Fotos. Zunächst jedoch hält er Svenja für nicht
unbedingt kompetent genug.
Bernhard Aichner hat mit Bronski eine Figur geschaffen, in
die er seine eigenen Erfahrungen als Fotograf einfließen lässt und daher
begegnet man im Laufe der Geschichte einigen Stationen im Lebenslauf des Protagonisten,
die der Autor selbst so oder so ähnlich erlebt hat. Bronski ist ein eher
mürrischer Mensch, dem man mit viel Geduld und Verständnis begegnen sollte,
denn man muss sein Vertrauen gewinnen, damit er von sich selbst erzählt, was
nicht vielen gelingt. An seiner Seite stehen mit der Journalistin Svenja und
seiner Schwester Anna zwei Frauen, die zwar bereit sind sich in Situationen
anzupassen, die es aber auch verstehen, ihren eigenen Willen durchzusetzen.
Nicht immer läuft alles nach Plan und es zeigt sich, dass auch Bauchgefühle
täuschen können, was den Charakteren eine gewisse Wandlungsfähigkeit
abverlangt.
Ohne große Beschreibung der Umgebung und der Gegebenheiten,
nur unter Angabe der handelnden Personen als Überschrift, lässt Bernhard
Aichner seine Figuren in Dialog treten und dennoch entstanden bei mir sofort
Bilder im Kopf auf denen ich die Personen vor Ort vor mir gesehen habe und ich
konnte mir ihre Ausdrucksweise gut vorstellen. Auf diese Art wurde die Handlung
schnell vorangetrieben. In weiteren wechselnden Perspektiven schildert Bronski selbst
einige Situationen und legt dabei seine Gefühle dem Leser offen. Damit aber
auch andere handelnde Personen besser verstanden werden übernimmt ein
allwissender Erzähler einige Kapitel. Neben den aufregenden Ermittlungen ist
auch eine Liebesgeschichte eingebunden.
„Dunkelkammer“ von Bernhard Aichner hält durchgehend den
Spannungsbogen, auch durch die persönliche Verwicklung des Pressefotografens
Bronski in den Fall. Ich freue mich schon auf weitere Folgebände, in denen
Bronski sein Können als Fotograf und Ermittler zeigen kann. Gerne empfehle ich
den Thriller an Leser des Genres weiter.