Rezension von Ingrid Eßer
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Im Buch „Inseln – Die Kartierung einer Sehnsucht“ geht der
in Schottland geborene Autor Gavin Francis einer Leidenschaft nach, die ihn
seit Kindertagen begleitet. Er sucht nach einsamen Inseln auf der ganzen Welt,
von denen er viele schon bereist hat. Begonnen hat sein Hobby in einer
Bibliothek seiner Heimat, die seine Faszination für alte Landkarten weckte.
Als junger praktischer Arzt erhoffte er sich in der
Abgeschiedenheit eines wenig frequentierten Eilands, dass er dort einen
Rückzugsort findet, an dem er seine Gedanken von allen negativen Erfahrungen
der Vergangenheit lösen und wieder frei bekommen kann. Schnell erkennt er, dass
mit der Isolation auch die Verbindungen zu Freunden, Beruf und allen
Annehmlichkeiten des Lebens gekappt werden. Daher versucht er auf immer neuen
Wegen, beides in seinem Leben zu vereinbaren.
Das Buch besteht aus mehreren Kapiteln in denen Gavin
Francis eine Einteilung der einsamen Inseln versucht beispielsweise indem er
sie gliedert in Inseln, die in Büchern Eingang gefunden haben, Inseln, die
Naturschätze bergen, die als Gefängnis dienen oder auch solche, die für den
Autor eine ganz besondere persönliche Bedeutung haben. Diese Unterteilung ist
nicht abschließen und einige Inseln wären sicher auch an anderer Stelle aufzuführen,
denn beim Lesen wurde mir bewusst, dass es unzählige solcher Eilande gibt.
Dabei sucht der Autor nicht nur nach Inseln im Meer, sondern auch in Flüssen
und Seen und benennt auch hier und dort solche, mit denen man in diesem Buch vielleicht
nicht gerechnet hat.
Bereits das wunderschöne Cover mit Goldprägung verführt
dazu, das Buch in die Hand zu nehmen. Auf den folgenden Seiten erzählt Gavin
Francis nicht nur seine eigenen Reisen und Erfahrungen zu den von ihm besuchten
Inseln, sondern widmet sich ebenfalls philosophischen Gedankengängen über die
heutigen und ehemaligen unterschiedlichen Bedeutungen von Abgeschiedenheit und
der Suche des Menschen nach Nähe zu anderen. Außerdem überdenkt er den heutigen
Einfluss der Medien auf die Möglichkeiten des eigenen Rückzugs.
Seinen Schilderungen und Gedankengängen gegenüber steht
jeweils eine Karte, meist historisch und immer passend. Dazu finden sich im
Anhang selbstverständlich die Quellen und Bildnachweise. Die Karten haben mich
häufiger dazu angeregt, nach weiteren Informationen über die gezeigte Insel im
Internet zu suchen, um noch mehr über die Landschaft und etwaige Bewohner zu
erfahren.
Gerne bin ich Gavin Francis rund um die Welt auf der Suche
nach einsamen Inseln gefolgt und habe bewundert, welchen Einsatz er dazu oft
leistet, um die Eilande zu besuchen. Für sein Wohlbefinden wägt er dabei die
meist unumgängliche Isolation durch die Insellagen gegen das ebenfalls
beglückende Miteinander im Leben ab. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter
an diejenigen, die gedanklich gerne reisen.