Hardcover: 416 Seiten
Angelika und Christine werden im Jahr 1956 beide sechzehn Jahre alt. Ihre Leben sind sehr verschieden: Angelika lebt in Kassel, ihr Vater ist Künstler und sie interessiert sich sehr für Fotographie. Christine ist in Ostberlin aufgewachsen und arbeitet als Kunstturnerin auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen hin. Während Angelika nach einem Schicksalsschlag hinterfragt, was sie aus ihrem Leben machen möchte, wird Christine zur Verwirklichung ihres Traums erbarmungslos gedrillt. Doch um die DDR international zu vertreten braucht es nicht nur sportliche Höchstleistungen, sondern auch Linientreue.
Die ersten beiden Romane, in denen die Autorin ihre eigene Familiengeschichte verarbeitet hat, haben mir ausgesprochen gut gefallen. Meine Vorfreude auf den dritten Roman aus ihrer Feder war daher groß. Als Vorbild für den Roman diente unter anderem Barabara Klemm, die sich als Pressefotografin in ihrem männlich dominierten Umfeld erfolgreich behauptet hat.
Als Leser begleitet man Angelika und Christine fünf Jahre lang. Die Kapitel schildern abwechselnd ihre Leben, wodurch der Kontrast besonders deutlich wird. Angelikas Leidenschaft ist die Fotographie. Ihr Vater hat ihr die Grundlagen gezeigt, doch die Apparate sind teuer und so spart sie schon lange, um sich ein eigenes Exemplar leisten zu können. Sie streift auf der Suche nach Motiven durch die Stadt - ein Müßiggang, der für Christine undenkbar ist. Ihr Leben ist komplett durchgeplant: Sie muss viele Stunden am Tag trainieren, oftmals unter Schmerzen. Gleichzeitig wird genau kontrolliert, was sie isst, damit sie ihre zierliche Figur behält.
Auf der Hälfte des Buches macht das Buch einen Zeitsprung, sodass man die Frauen kurz nach ihrem achtzehnten Geburtstag wiedertrifft. Sie sind erwachsen geworden und müssen sich neuen Herausforderungen stellen. Angelika ist fest entschlossen, in der männlich dominierten Medienwelt als Pressefotografin Fuß zu fassen. Und Christine hat sich in einen Klassenfeind verliebt. Die Themen verleihen der Geschichte neuen Schwung und Berlin als Schauplatz rückt noch mehr in den Fokus. Hier sind die Spannungen zwischen West und Ost besonders groß, was die Protagonistinnen hautnah erfahren.
Ich habe mich beiden Frauen schnell nahe gefüht und fieberte mit ihnen mit. Die Kapiel enden oft mit Cliffhangern und schwenken zum anderen Charakter, sodass ich neugierig weiterlesen musste. Katharina Fuchs hat einen packenden Schreibstil und schildert die Höhen und Tiefen des Alltags der beiden Mädchen mit ebensolcher Spannung wie ihre wegweisenden Momente. Ein sehr gelungener Roman über zwei starke, ganz unterschiedliche Frauen, den ich gerne weiterempfehle!