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Donnerstag, 22. April 2021

Rezension: Adas Raum von Sharon Dodua Otoo

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Adas Raum
Autorin: Sharon Dodua Otoo
Erscheinungsdatum: 24.02.2021
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783103973150

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In ihrem Roman „Adas Raum“ deckt Sharon Dodua Otoo nicht nur sprachlich ein breites Spektrum ab, sondern reist auch zeitlich durch Jahrhunderte. Hinter dem Namen Ada stehen viele Frauen, die Bekannteste unter ihnen ist vermutlich die britische Mathematikerin Ada Lovelace. Die Autorin zieht Verbindungen zwischen Personen und Dingen. Schleifen nennt sie die Übergänge zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Die Covergestaltung passt sich der erzählerischen Vielfalt farblich an und doch sind bei einem zweiten Blick feine Linien zu erkennen die Einschnitte bilden so wie sie im realen Leben vorkommen, auch bei den Frauen im Roman.

Zunächst sind es drei weibliche Figuren, deren Geschichte Sharon Dodua Otoo in den Fokus stellt. Sie erfasst jeweils eine kurze Episode aus dem Leben der Ada genannten Frauen. Am Ende des Mittelalters lebt Ada in Ghana, wurde ihrem Stamm entrissen und als Sklavin in die Nähe der Goldküste gebracht, wo sie die Ankunft der Portugiesen erlebt. Nach der bereits erwähnten englischen Ada, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in London lebt und einen Seitensprung vor ihrem Mann verbirgt, setzt die Autorin ihren Fokus auf die Polin Ada, die als Prostituierte im KZ Mittelbau-Dora arbeiten muss. Im Zeitgeschehen ist die schwangere Ada, die im hier und jetzt in Berlin nach einer Wohnung sucht, die vierte Protagonistin des Romans.

Es sind nicht nur die aufgeführten Adas, die in der Ich-Form aus ihrem Leben erzählen, es sind auch Dinge in ihrem Umfeld, denen eine berichtende Aufgabe zukommt. Titelgebend ist beispielsweise ein Raum, der Ada im Lagerbordell zur Verfügung steht. Es ist aber auch ein Reisigbesen, ein Türklopfer und ein Reisepass, die die Erzählerrolle zwischenzeitlich übernehmen, was die Geschichte durch die wechselnden Perspektiven nicht immer leicht lesbar macht. Jeder Abschnitt fließt in den nächsten über und verknüpft die verschiedenen Leben und Jahrhunderte.

Sharon Dodua Otoo zeigt wie flüchtig ein Leben ist, wie es oft von außen her bestimmt wird. Unabhängig von Hautfarbe und gesellschaftlichem Stand trägt jede der Adas einen Hang zur Selbstverwirklichung in sich. Sie weist auf Rassismus sowie Vorurteile und Klischees über Frauen hin und stellt Moment des Aufbegehrens von Frauen genauso wie deren Machtlosigkeit innerhalb der Möglichkeiten dar, die jedem zur Verfügung stehen. Keine der Adas ist allein, die Autorin stellt jeder eine weibliche Person zur Seite, die zuhört und Ratschläge erteilt, aber auch die gemeinsamen Meinungen in die Welt tragen kann.

Die Autorin Sharon Dodua Otoo zeigt in ihrer komplex zusammengesetzten, mystisch angehauchten Geschichte „Adas Raum“ wie Frauen in den letzten Jahrzehnten auf verschiedenen Kontinenten um einen würdigen Platz in der Gesellschaft kämpfen und gekämpft haben. Aufgrund der Konstruktion auf mehreren Ebenen erfordert der Roman zum Verständnis Geduld und belohnt den Leser dann mit einer abwechslungsreichen, nachdenklich stimmenden Erzählung.