Titel: Kein Feuer kann brennen so heiß
Autorin: Ingrid Noll
Erscheinungsdatum: 24.02.2021
Verlag: Diogenes (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Leineneinband und Schutzumschlag
ISBN: 9783257071153
Getreu der ersten, etwas verkürzten Zeile des alten Volkslieds
„Kein Feuer kann brennen so heiß“ wird von Ingrid Noll in ihrem gleichlautenden
Roman „die Liebe, von der niemand nichts weiß“ thematisiert. Wie es dazu kommt,
dass die Protagonistin sich ihrem Liebhaber einfach nackt präsentiert, ähnlich
der jungen Frau auf dem Gemälde von Boulet, welches das Cover ziert, erfuhr ich
als Leserin im Laufe der Geschichte.
Die Altenpflegerin Lorina Miesebach hat ihren Dienst bei
einer alten Dame angetreten, die im Rollstuhl sitzt. Von klein auf an wird sie in der Familie als ungeschickt angesehen und empfindet sich selbst
auch so. Ihr Vertrag beinhaltet die Übernachtung im Haus ihrer Arbeitgeberin. Außer
ihr ist noch die Haushaltshilfe Nadine angestellt und der Masseur Boris kommt
mehrmals in der Woche. Jeder hat einen eigenen Schlüssel zum Haus. Eines Morgens
sitzt Boris am Bett von Lorina und bietet ihr an, für sie Frühstück zu machen.
Dabei bleibt es bei den nächsten Besuchen nicht. Doch die Vorstellungen einer
Beziehung gehen bei beiden auseinander. Nachdem Boris nicht mehr erscheint, sorgen
ein neuer junger Masseur, auf den Lorina bald ein Auge wirft, ein Hund und
später noch der Neffe von Lorina für frischen Wind im Haushalt.
In ihrem typisch sarkastisch lakonischen Stil beschreibt
Ingrid Noll die Aufgaben der neuen Angestellten Lorina und deren beginnendes
Verhältnis mit Boris. Die Protagonistin erzählt in der Ich-Form. Auf diese
Weise brachte mir die Autorin die manchmal dubiosen und zeitweilig
widerstreitenden Gefühle der Figur näher. Nachdem es zu den ersten
Streitigkeiten kommt, ahnte ich schon, dass Lorina sich bitterböse rächen wird.
Zwar rechnet sie mit Auswirkungen ihres Tuns, aber nicht in dem dann folgenden
Ausmaß. Wie gewohnt, versucht die Autorin ihre Protagonistin als vermindert
schuldig darzustellen. Danach vermutete ich hinter jeder neuen Wendung im
Haushalt eine kommende Situation, in der Lorina es jemandem heimzahlen wird.
Doch obwohl eine hintergründige Spannung vorhanden blieb, war einiges
vorhersehbar, zwar amüsant aber ohne große Höhen. Der erbschleichende Neffe der
betreuten Dame sorgt immer mal wieder für kleine Wendungen im Geschehen, die bei
Lorina und ihren Mitbewohnern für Wirbel sorgen und diese auf den Boden der
Tatsachen zurückholen.
Mit ihrem Roman „Kein Feuer kann brennen so heiß“ bietet
Ingrid Noll dem Leser wieder kurzweilige Unterhaltung. Zu Beginn der Erzählung
weist sie auf das wichtige Thema des Pflegenotstands in Deutschland hin. Obwohl
der Spannungsbogen recht flach blieb, fühlte ich mich gut unterhalten. Das Buch
ist ein Muss für alle Ingrid Noll-Fans und bietet ironisches Vergnügen für alle
Leser.