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Donnerstag, 1. April 2021

Rezension: Was wir sehen, wenn wir lieben von Kristina Moninger

 


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Was wir sehen, wenn wir lieben
Autorin: Kristina Moninger
Taschenbuch: 448 Seiten
Erschienen am 23. März 2021
Verlag: Rowohlt Taschenbuch

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Das letzte, an das Teresa sich erinnert, ist eine unerwartete Begegnung mit Henry Bayer. Er war einst der beste Freund ihrer Schwester Celine und Teresas großer Schwarm. Weil er in Eile ist, verabreden die beiden, in ein paar Tagen bei einem Kaffee Neuigkeiten auszutauschen. Doch dann findet Teresa sich in einem Rettungswagen wieder und Sanitäter sagen ihr, dass sie nach einem Diskobesuch eine Treppe heruntergefallen ist. In Teresas Kopf ist noch immer Juni 2014, doch der Rest der Welt ist im Mai 2019 angekommen. Teresa hat einen neuen Job, eine neue Wohnung und einen nackten Mann unter der Dusche, an den sie sich nicht erinnert. Die neue Teresa 2.0 ist ihr fremd. Was ist in den letzten fünf Jahren geschehen? Und wieso scheint Henry keine Rolle in diesem neuen Leben zu spielen?

Die Geschichte beginnt im Jahr 2014 mit einer Begegnung zwischen Teresa und Henry, die sie im Nachhinein als Herzensmoment beschreibt. Die beiden haben sich seit einigen Jahren nicht gesehen, doch bei seinem Anblick sind all die Gefühle wieder da, die Teresa in ihrer Jugend für ihn hatte. Und Henry flirtet tatsächlich mit ihr! Die Aussicht darauf, ihn nun als selbstbewusste junge Frau auf einen Kaffee zu treffen, ist verheißungsvoll.

Aber was ist daraus geworden? Diese Frage kann Teresa niemand beantworten, als sie sich mit einer Gedächtnislücke von fünf Jahren im Jahr 2019 wiederfindet. Sie scheint eine andere geworden zu sein in dieser Zeit und kann sich nicht erklären, warum. Warum arbeitet sie in einer Galerie und nicht mehr im Tattoostudio? Warum wohnt sie nicht mehr mit ihrer Schwester zusammen, sondern allein? Warum ist sie die Affäre eines Mannes, der nicht Henry ist? Meine Neugier war geweckt.

Ich ahnte schnell, was Teresas Familie ihr verheimlicht, da sie keine Antwort auf bestimmte Fragen erhält. Schrittweise überwindet Teresa den Zustand der Verleugnung und Verdrängung und stellt sich den Herausforderungen ihres neuen Lebens. Doch die Sache mit Henry lässt sie nicht los. Der Besuch fällt jedoch unerwartet abweisend aus. Offenbar ist die Geschichte der beiden nach dem Moment, an den Teresa sich erinnert, weitergegangen. In Rückblenden aus Henrys Sicht erfährt man mehr darüber, sodass sich das Bild allmählich vervollständigt. Doch eine entscheidende Information scheint zu fehlen, deren Enthüllung schließlich viele Fragezeigen in Ausrufezeichen verwandelt.

Der Geschichte gelingt eine gute Mischung aus lustigen, romantischen und traurigen Momenten. Früh wird erwähnt, dass Teresas Schwester Celine an Krebs erkrankt ist - an dieser Stelle von mir die Triggerwarnung, dass das im Buch eine große Rolle spielt. Bei ihren Versuchen, ihr neues Leben voller Souveränität zu meistern, tritt Teresa in so manches Fettnäpfchen und sorgt für unterhaltsame Szenen. Im Hinblick auf Henry will sie sich nicht so schnell geschlagen geben und versucht, zu ihm durchzudringen. Gleichzeitig ist da noch der Mann in ihrer Wohnung, mit dem sie offenbar glücklich war. Ich habe Teresa sehr gern auf ihrem Weg begleitet, ihr neues Leben zu verstehen und einige Dinge mit dem Blick der alten Teresa anders zu machen.

„Was wir sehen, wenn wir lieben“ ist eine emotionale Achterbahnfahrt, die ich sehr gerne an alle Leser gefühlvoller Geschcihten weiterempfehle!