Rezension von Ingrid Eßer
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Es ist das Jahr 1919. Magda Fuchs wohnt in Hildesheim,
arbeitet als Stationsärztin, ist mit dem Staatsanwalt Bertram verheiratet und
schwanger. In einer Nacht, die zur längsten ihres Lebens wird, verliert sie
ihren Mann und auch bald darauf ihr Kind. Sie ist die Protagonistin im Roman
„Das Leben ein ewiger Traum“ von Helene Sommerfeld. Hinter dem Autorennamen
verbirgt sich ein Berliner Ehepaar und in die deutsche Hauptstadt führt auch
nach dem furiosen Prolog der weitere Weg der Hauptfigur. Das Buch ist der
Auftakt zur Saga „Die Polizeiärztin“, denn als solche beginnt Magda etwa ein
Jahr nach ihrem persönlichen Drama beim Berliner Gesundheitsamt und wird in
ihrer Funktion dem Polizeipräsidium zugeteilt.
In Berlin lebt Magda in einer neu eröffneten Pension für
Frauen. Dort trifft sie auf Doris, die eine Karriere als Schauspielerin
anstrebt und auf die Tochter der Pensionsinhaberin Celia, die unglücklich
verheiratet ist und davon träumt, Medizin zu studieren. Beruflich trifft Magda
häufig auf die Fürsorgerin Ina, die die hässlichen Seiten der Hauptstadt kennt.
Die freiberufliche Journalistin Erika ist immer zur Stelle wenn sie eine gute
Story wittert, meist nicht zur Freude von Magda. Über die Bekanntschaft zur Rechtsanwältin
Ruth lernt sie weitere, unkonventionell agierende, selbstbewusste Frauen
kennen, in deren Gesellschaft sie sich zunehmend wohl fühlt. Ihre Arbeit hilft
ihr dabei, den Schmerz über die tragischen Verluste zu ertragen und mit der
Zeit gelingt es ihr sich für eine neue Beziehung zu öffnen.
Anfang der 1920er Jahre ist eine schwierige Zeit, denn die Deutschen
haben immer noch viele Nöte durch die Folgen des Weltkriegs. Lebensmittel sind
teilweise noch knapp, ebenso wie der Wohnraum, aber man ist grundsätzlich froh
darüber, überlebt zu haben. Neben der Untersuchung von Frauen im Gefängnis wird
Magda auch an Tatorten benötigt, um Hilfe bei weiblichen Beteiligten zu
leisten. Dadurch wird sie häufiger mit Kindern konfrontiert, deren Schicksal
nicht nur Magda, sondern auch mich als Leser berührten. Zunehmend erkennt die
Protagonistin, dass den Möglichkeiten zur Hilfe Grenzen gesetzt sind. Außerdem
erkennt sie, dass unter der ärmeren Bevölkerung Berlins ein Verhaltenskodex
gilt und es von ihr ungeahnte, illegale, verachtenswerte Verdienstmöglichkeiten
gibt, über die ich als Leser bestürzt war.
Auf der anderen Seite bot das Berlin der damaligen Zeit
durch vielfache kulturelle Angebote Glanz und Ansehen für Stars und Sternchen,
wodurch das Leben zum ewigen Traum werden konnte, ein möglicher tiefer Fall
nach dem Aufwachen inklusive. Die Figuren sind bis in die Nebencharaktere
hinein durchgehend gut ausformuliert und abwechslungsreich gestaltet. Einigen
bietet das Autorenpaar die Möglichkeit sich durch Erfahrungen weiter zu
entwickeln und ihre Arglosigkeit hinter sich zu lassen.
Die Geschichte wirkt authentisch und immer wieder zeigt Helene
Sommerfeld den schwierigen Weg, den vor allem Frauen zu gehen haben, um sich
ihre Wünsche zu erfüllen. An geeignete finanzielle Mittel gelangten sie jedoch
meist nur durch einen eigenen Beruf, den sie in der Ehe nur mit Genehmigung
ihres Mannes ausüben durften oder durch elterliche Unterstützung. Von Beginn an
besteht Spannung durch einige aufzuklärende Verbrechen in Magdas persönlichem
und beruflichem Umfeld an deren Aufklärung sie einen gewissen Anteil hat. Durch
ständig neue Entwicklungen wird die Spannungskurve bis zum Schluss gehalten.
„Das Leben ein ewiger Traum“ von Helene Sommerfeld ist der
erste Band einer Trilogie rund um die Berliner Polizeiärztin Magda Fuchs, in deren
Umfeld Frauen zu finden sind, die ihren Wünschen nachgehen und zur
Verwirklichung manche Widrigkeit auf sich nehmen. Das Buch endet mit einem
Cliffhanger, der auf die baldige Fortsetzung ungeduldig warten lässt. Gerne
vergebe ich eine Empfehlung an Leser historischer Romane.