Rezension von Ingrid Eßer
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Der Roman „Das Lied der Wölfe“ von Rena Fischer ist eine
Liebesgeschichte, zwischen den beiden besonderen Protagonisten Nevis und Kaya.
Das Cover entführt die LeserInnen in die schottischen Highlands mit ihrer
unvergleichlichen Landschaft. Die dunklen Wolken am Himmel deuten bereits auf
einige Schwierigkeiten hin, die auf dem Weg der Hauptfiguren liegen und lagen
und die es zu besiegen gilt. Im Titel spiegelt sich der Grund für die
Anwesenheit von Kaya in Schottland wider, denn sie ist als Wolfsforscherin an
einem Projekt zur Ansiedlung von Wölfen vor Ort beteiligt.
Kaya Lehmann ist 28 Jahre alt und arbeitet als Biologin an
einem Wolfsforschungsinstitut in Deutschland. Sie hat sich bereit erklärt, für
ein Jahr dabei behilflich zu sein, in Schottland ein Informationszentrum über
Wölfe aufzubauen. Nach einer gescheiterten Beziehung ist sie seit etwa zwei
Jahren Single. Ihre Leidenschaft gilt ihrem Beruf.
Seit über zehn Jahren ist Nevis MacKinley, 29 Jahre alt, im
Militärdienst, zuletzt gehörte er einer britischen Eliteeinheit an. Allerdings
lebt er nach einer Verletzung im Einsatz seit geraumer Zeit wieder Zuhause in
einem Herrenhaus in den Highlands in der Nähe von Loch Ness. Seine Eltern wohnen
getrennt, weil seine Mutter es bevorzugt, in der Stadt zu leben. Sein Vater ist
Milliardär, die Ansiedlung von Wölfen ist sein Hobby. Nevin besucht monatlich ein
militärischen Stresszentrum zur psychologischen Betreuung vor allem aufgrund
seiner Flashbacks.
Die Kapitel wechseln zwischen den Figuren Kaya und Nevis hin
und her, erkennbar am Schriftsatz. Andeutungen machen recht schnell deutlich,
dass bei beiden etwas in der Vergangenheit geschehen sein muss, an dem sie bis
heute zu tragen haben. Von ihrer Kollegin war Kaya bereits darüber informiert
worden, dass sie in Schottland auf ein gewisses Traditionsbewusstsein treffen
würde. Es überrascht sie daher nicht im Herrenhaus einen gepflegten Stil
vorzufinden, dem sich Nevis jedoch gerne widersetzt. Er hält sich auch nicht
mit seiner abneigenden Haltung zum Wolfsprojekt zurück. Einige irritierende
Situationen führen dazu, dass Kaya und Nevis einander keinen Zugang zueinander
finden, um eine offene Aussprache zu führen.
Rena Fischers Begeisterung für die schottischen Highlands
ist zwischen den Zeilen zu spüren. Gekonnt setzt sie ein Wolfsrudel in diese
Umgebung und dank ihrer guten Recherche konnte ich als Leserin einiges über das
Leben von Wölfen und deren Verhältnis zum Menschen erfahren. Gerne baut sie auf
allen Ebenen liebevoll kleine Details ein, die allerdings im Mittelteil zu
gewissen Längen führen. Einfühlsam beschreibt sie den Hintergrund für die
seelischen Probleme von Nevis, aus deren Grund er Abstand zu Kaya hält. Da
beide Protagonisten in der Ich-Form erzählen hatte ich einen gewissen Vorsprung
gegenüber Nevis beziehungsweise Kaya, deren jeweiliges Verhalten zu begreifen.
Die Autorin zeigt, wie wichtig Verständnis füreinander, Liebe und Respekt in
einer Beziehung sind.
In ihrem Roman „Das Lied der Wölfe“ verflechtet Rena Fischer
mehrere Themen miteinander. Die Ansiedlung von Wölfen im schottischen Hochland
verbindet sie mit einer bewegenden Liebesgeschichte der beiden Protagonisten,
die seelische Verletzungen aufweisen. Die Autorin beschreibt einfühlsam die
langsame Annährung und die zunehmende Anziehung zueinander des ungleichen
Paars. Gerne vergebe ich hierfür eine Empfehlung an Leser von romantischen
Geschichten mit besonderem Flair.