Rezension von Ingrid Eßer
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In ihrem Buch „Der Wahrheit verpflichtet“ erzählt Kamela
Harris, die heutige Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten ihre Geschichte bis
zum Jahr 2018. Damals vertrat sie den Bundesstaat Kalifornien im Senat der USA.
Ihre eigenen Aufzeichnungen lassen mich als Leser an vielen privaten Momenten
teilnehmen, vor allem zeigt die Autorin mir aber wie engagiert sie sich den ihr
angetragenen Themen widmet. Dennoch ist es erstaunlich, wie viel Wert sie auf
Familienleben und Freunde legt, dabei ist eine perfekte Zeitplanung
unerlässlich.
Die Eltern von Kamala Harris sind in die USA eingewandert,
ihr Vater stammt aus Jamaika, ihre Mutter hat indische Wurzeln. Obwohl beide in
akademischen Berufen beschäftigt waren, haben Kamala und ihre Schwester Maya
auch in bescheidenen Verhältnissen gelebt. Sicherlich hat diese Erdung auch
dazu beigetragen, dass sich ihr Gerechtigkeitssinn stark ausgeprägt hat. Ihre
Mutter hat sie darauf hingewiesen, dass sie sich nicht von dem einschränken
lassen soll, was vorgegeben ist. Das Vertrauen ihres Umfelds in Rechtsanwälte
ließ sie nach einem Bachelor in Wirtschafts- und Politikwissenschaft auf ein
Jurastudium umschwenken. Entschlossen und mit klarem Ziel ging sie ihren Weg
als Staatsanwältin, Bezirksstaatsanwältin und Generalstaatsanwältin, um sich
dann als Senatorin zu bewerben.
Mir wurde beim Lesen bewusst, für wie viele Probleme Kamala
Harris eine Lösung auf den Weg gebracht hat, stets unter vollem persönlichem
Einsatz und unter Hinzugewinn weiterer Erfahrungen, die sie bei den folgenden
Aktivitäten für alle sozial gewinnbringend eingebunden hat. Ihre Aktivitäten
waren breit gefächert. Sie setzte sich beispielsweise für den Schutz von Hauseigentümern
vor Zwangsversteigerungen ein, etablierte das Resozialisierungsprogramm „Back
on Track“ für Kriminelle, kämpfte gegen Rassismus in der Strafverfolgung und entwickelte
einen Plan gegen Schulverweigerung.
Neben ihren großen Erfolgen ließ sie mich aber auch an
gelegentlichen Niederlagen teilnehmen, denn zum Beispiel fiel sie durch ihre
erste Zulassungsprüfung zur Anwältin und nicht immer konnte sie ihre Ideen
gegen Konkurrenten durchsetzen. Sie gibt sich volksnah, denn sie versteht den
Wunsch ihrer Wähler, sie als Mensch kennenzulernen und sieht sich als
Sprachrohr für alle, auch für diejenigen, die ihre eigene Stimme nicht erheben
können. Nie vergisst sie ihre Mitstreiter zu nennen, die treu an ihrer Seite
stehen und sie auf bestmögliche Weise unterstützen. Im Anhang sind zahlreichen
Anmerkungen und ein Register zu finden.
Als erste Schwarze im Amt der Generalstaatsanwaltschaft und
zweite Schwarze im Senat der USA ist Kamela Harris jetzt die erste Frau und
erste Schwarze als Vizepräsidentin der USA. Ihre Biographie, die von einem 32-seitigen
farbigen Bildteil ergänzt wird und damit weitere Einblicke in ihr Leben bietet,
hat mir diese eindrucksvoll agierende Politikerin nicht nur persönlich, sondern
auch beruflich auf den verschiedenen Stufen ihrer Karriere nähergebracht. In
ihren Worten ist immer ihr Bemühen, um Gerechtigkeit zu spüren, die Dankbarkeit
für Leitsätze ihrer verstorbenen Mutter an die sie sich bis heute orientiert, die
Freude an ihrem Beruf und die Verbundenheit mit Familienmitgliedern und Freunden.
Ich hoffe, dass Kamala Harris sich weiterhin ihren bisher verfolgten Werten
verpflichtet und noch viel Gutes bewirken wird.