Mittwoch, 19. Mai 2021

Rezension: Die Buchhändlerin von Ines Thorn

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Die Buchhändlerin
Autorin: Ines Thorn
Erscheinungsdatum: 23.03.2021
Verlag: Rowohlt Polaris (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783499005152

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Ines Thorn nahm mich als Leserin in ihrem Roman „Die Buchhändlerin“ mit in die Nachkriegszeit ins hessische Frankfurt. Das Buch ist der erste Teil einer mehrbändigen Serie, bei der Christa Schwertfeger die Protagonistin der Geschichte ist, der Titel nimmt Bezug auf sie. Als endlich die US-Armee die Stadt am Main Ende März 1945 befreit, ist Christa 18 Jahre alt und hat gerade ihr Notabitur bestanden. Sie träumt davon Literaturwissenschaft zu studieren, aber ihr ist bewusst, dass ihre konservativ denkende Mutter sie lieber wohlversorgt von einem Ehemann als Hausfrau und Mutter sehen würde. Ihr Vater ist noch nicht aus seinem Kriegseinsatz zurückgekehrt, sein jüngerer Bruder Martin führt die im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses in der Innenstadt gelegene Buchhandlung in dritter Generation weiter.

Vier Jahren vorher hat Christa erlebt, dass Martin von der Gestapo festgenommen und verurteilt wurde. Sie fühlt eine Mitschuld an diesem Umstand. Die Buchhandlung wurde schließlich enteignet, die Konfiszierung jetzt aber zurückgenommen. Christa nimmt sich der Arbeit in der Buchhandlung an, macht ihren Job sehr gerne, aber dennoch möchte sie ihren Traum vom Studium nicht aufgeben.

Ines Thorn greift in der Geschichte verschiedene Themen auf. Ihre Figuren erleben Hunger und Kälte, Leid und Not, gewinnen aber auch zunehmend an Lebensfreude. Viele Männer kehrten vom militärischen Einsatz nicht wieder, Frauen engagierten sich im Beruf, aber die Ansicht, dass sie keine Ausbildung benötigten, weil sie bald heiraten und Kinder bekommen würden, war verbreitet. Christa ist eine selbstbewusste Frau, die nach Möglichkeiten sucht, den von ihr gewünschten Weg zu gehen und Hindernisse beiseite zu räumen, auch wenn sie gelegentlich mit ihrer Art und Weise aneckt. Jedoch muss sie aufgrund der geltenden Verhaltensmuster und Konventionen auch mit einigen Rückschläge zurechtkommen. Als Leserin begleitete ich Christa bis zum Jahr 1949.

Die Autorin zeigt anhand ihrer Figuren, wie vielfältig Partnerschaften damals sein konnten und welche Schwierigkeiten es gab, die Liebe frei zu leben. Eine Buchhandlung wird zum Handlungsort mancher wichtigen Geschehnisse in diesem Roman. Man spürt das Wissen um und die Liebe zu den Büchern, die die Autorin als gelernte Buchhändlerin in die Geschichte einfließen lässt. Einen breiteren Raum gewährt sie dabei auch der Lyrik. Ines Thorn kleidet das Unternehmen und Christas beruflichen Weg in die Geschichte des Literaturbetriebs ein. Verlage nahmen nach dem Krieg ihre Tätigkeit wieder auf und es gründeten sich neue; 1949 fand die erste Buchmesse statt. Autoren und ihre Bücher, Filme und Musik vermitteln einen Eindruck der erwachenden kulturellen Vielfalt.

Ines Thorn hat mit ihrem Roman „Die Buchhändlerin“ eine abwechslungsreich gestaltete, unterhaltsame Erzählung geschrieben, die den Sound der Zeit nach dem Krieg aufgreift und auf die Welt der Bücher fokussiert. Daneben bindet sie weitere wichtige Themen ein, die die Menschen damals bewegten. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung und freue mich auf die Fortsetzung, die in den 1950ern spielen wird.


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