Titel: Wie Träume im Sommerwind
Autorin: Katharina Herzog
Erscheinungsdatum: 18.05.2021
Verlag: Rowohlt Polaris (Link zur Buchseite des Verlags)
ISBN: 9783499275258
In ihrem Roman „Wie Träume im Sommerwind“ stellt Katharina
Herzog die Schwestern Clara und Emilia in den Mittelpunkt. Sie wachsen auf dem
Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom auf. Bereits das Cover ließ mich als Leserin
von Rosen, Sonne und Meer träumen, doch die Protagonistinnen haben einige
Lebensstürme zu bewältigen.
Schon in ihrer Kindheit beteiligen beide sich an kleinen
Tätigkeiten auf dem Hof rund um die Rosen, doch sie sind vom Charakter her
verschieden. Clara ist fest mit ihrer Heimat verwurzelt und kann sich ein Leben
jenseits des Rosenhofs nicht vorstellen. Aber Emilia, die drei Jahre jünger ist
als ihre Schwester, fühlt sich eingeengt, versteht es bereits früh durch ihr
Verhalten gelegentlich zu provozieren und möchte ihrem Berufswunsch als
Parfumeurin nach Paris. Dort erreicht sie im Sommer 2019 die Nachricht, dass
ihre Schwester einen schweren Autounfall hatte und im Koma liegt.
Emilia, die inzwischen 31 Jahre alt ist, reist so schnell
wie möglich in die Heimat. Dort wird sie mit weiteren Hiobsbotschaften
konfrontiert, die ihre Welt auf den Kopf stellen, denn ihre Eltern stehen kurz
vor der Scheidung und der Rosenhof steuert auf die Insolvenz zu. Ein von Clara
verstecktes Foto, welches Emilia durch Zufall findet, lässt sie ein Geheimnis dahinter
vermuten, dass sie nach Kent in England führt. Auch sie selbst war nicht mit
allem offen gegenüber ihrer Familie.
Der Nachbarssohn Josh ist seit der Jugendzeit für die
Schwestern da. Emilia war immer eifersüchtig auf sein besonders gutes
Verhältnis zu Clara, sie fühlte sich zurückgewiesen. Jetzt freut sie sich über
seine Hilfe und spürt, dass auch ihn etwas bedrückt. Lange unterdrückte Gefühle
ihm gegenüber drängen ans Tageslicht und neben ihrem ganzen Kummer fühlt sie
sich nun auch in Sachen Liebe in einem Zwiespalt.
Katharina Herzog lässt ihre Geschichte auf zwei Zeitebenen
spielen. Während Emilia aufgrund des Unfalls ihrer Schwester nach Hause
zurückkehrt und damit beginnt, Geheimnisse aus der Vergangenheit aufzudecken,
hatte ich die Möglichkeit an Claras Seite nach Kent ins Jahr 1999 zu reisen. In
England verbringt sie die Sommerferien vor ihrer Ausbildung auf dem Hof bei
einer Freundin der Mutter, deren Ehemann Gärtner ist. Immer wieder wechselt die
Erzählung hierhin, denn dadurch klären sich im Laufe der Zeit einige
Zusammenhänge. Unterdessen wurde ich in der Gegenwart am Schluss des vorigen
Kapitels meist mit einem kleinen Cliffhanger zurückgelassen, was mich
veranlasste, schnellst weiterzulesen.
Ihre Figuren hat die Autorin fest in der Hand und begrenzt
sie auf eine überschaubare Anzahl. Sie gibt ihnen Gelegenheit ihr Verhalten zu
überdenken und zu ändern. Die Sorgen und Ängste, aber auch die Hoffnung, dass
sich doch noch alles zum Guten wendet sind realistisch dargestellt. Auf dem
Rosenhof und in Kent dreht sich vieles um duftende Rosen, so dass man beinahe
glaubt, den Geruch zwischen den Buchseiten wahrzunehmen. Zwischen den Zeilen
ist die Begeisterung der Autorin für die Gärten von Südengland herauszulesen.
In ihrem Roman „Wie Träume im Sommerwind“ zeigt Katharina
Herzog, dass Träume nicht nur Schäume sein müssen. Auch ein Scheitern kann man
akzeptieren und manchmal bildet sich daraus noch etwas Gutes. Kleine
Geheimnisse, unvorhersehbare Wendungen, Liebe und Vertrauen begleiteten mich
durch die Geschichte und sorgten für eine unterhaltsame Lektüre, die ich gerne
weiterempfehle.