Titel: August
Autor: Peter Richter
Erscheinungsdatum: 19.04.2021
Verlag: Hanser (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN:9783446267633
Ein Pool, zwei ringförmige Luftmatratzen, Liegestühle am Rand
des Pools – das Cover des Romans „August“ von Peter Richter strahlt eine
Aufforderung zum Platznehmen beim Lesen aus. Der Autor nahm mich als Leserin
mit nach Long Island, genauer gesagt in die Hamptons, noch genauer gesagt in
die Hamptons nördlich des Highways, denn dort sind die Unterkünfte bescheidener
als südlich davon wie Richard, einer der Protagonisten betont. Im Monat August,
wonach das Buch benannt ist, nehmen die Menschen vor Ort, nach Aussage einer
Bedienung im Roman, weniger Rücksicht aufeinander als in den Wochen vorher. Es
ist der Monat, an dem die vier Hauptfiguren zum „Sommern“ gemeinsam ihren
Urlaub verbringen.
Richard Mauler ist Immobilienmakler in New York, gebürtiger
Deutscher, aber schon eine Weile in den USA. Seine Frau Stefanie ist ebenfalls
aus Deutschland, wo sie früher als Musikfernsehmoderatorin gearbeitet hat.
Ihnen gehört der Bungalow in den Hamptons. Richard hat seinen langjährigen
Freund Alec und dessen Familie eingeladen. Eigentlich hatte die strebsame und gesundheitsbewusste
Stefanie andere Pläne für den August.
Alec Kline ist der einzige US-Amerikaner unter den
Protagonisten. Er kam als Student nach Deutschland und blieb viele Jahre. Als
Schriftsteller, der immer noch an seinem ersten Buch über Formen des
Zusammenlebens schreibt, kann er sich seine Zeit selbst einteilen. Seine Frau
Vera, die die treibende Kraft für den Umzug nach Amerika war, ist Ärztin und in
der Klinik, in der sie arbeitet, allerdings sehr stark eingebunden. Obwohl sie
bei den Maulers als Gäste kostenlos übernachten können, haben sie ihre Wohnung
in Brooklyn untervermietet. Es gibt also kein Zurück vom Urlaubsangebot. Doch
Vera macht sich Sorgen, dass sie das Ausruhen verlernt haben könnte.
Jeder der vier Hauptfiguren, jeder Anfang bis Mitte 40 Jahre
alt, versuchen zunächst das beste aus der neuen Situation zu machen, wobei die
Männer sich auf das Beisammensein freuen und die Frauen skeptisch einander
sondieren. Nur der dreijährige Sohn der Maulers und die fünfjährige Tochter der
Klines spielen unbefangen miteinander. Doch sehr schnell stellt sich heraus,
dass sich bis hin zu den kleinsten Kleinigkeiten, von Erziehung über Heilmittel
hin zu kulinarischen Genüssen, verschiedene Meinungen der Protagonisten gegenüber
stehen. Weil die Zeit, die man miteinander verbringt noch sehr lang ist,
versucht jeder sich respektvoll zu verhalten. Aber untergründig beginnt es zunehmend
in der kleinen Gruppe zu schwelen.
Peter Richter, der selbst einige Zeit in New York gelebt hat, erzählt feinsinnig in seinem Roman „August“ von vier erwachsenen Menschen, die über ein gewisses Vermögen verfügen, damit konkurrieren und auf der Suche nach Selbstverwirklichung sind. Sarkastisch vergleicht er dabei manches Mal die Angewohnheiten der US-Amerikaner mit denen der Deutschen. Vor allem nimmt er aktuelle Trends in den Fokus und diskutiert sie durch die gegensätzlichen Standpunkte seiner Charaktere, was auch zu erheiternden Situationen für mich als Leserin führte. Sprache nutzt er dabei zur Darstellung, dass jede der vier Hauptfiguren „En Vogue“ sein möchte. Er spitzt die Geschehnisse bis zum Ende hin gründlich zu. Letztlich scheint sich nur für Alec, als Rechercheur für sein Buch, ein Gewinn aus dem Urlaub zu ergeben. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.