Rezension von Ingrid Eßer
----------------------------------------------------------------------------------------
Das Buch „Das Patriarchat der Dinge“ von Rebekka Endler
zeigt auf, dass die Welt um uns herum zu großen Teilen von reichen, weißen cis
Männern gestaltet wird. Darin zu spüren ist auch die Bestürzung der Autorin
über das so vielfach geprägte Design von alltäglichen Gegenständen, die an den
Normen und Werten von Männern angepasst sind. Unterschiede auf kultureller und
generationsspezifischer Basis lassen sich aber auch nicht leugnen. Oftmals hat
sich das heute vorliegende Ergebnis aus einer Entwicklung über viele Jahrzehnte
hinweg ergeben und so verfestigt, dass es schwer ist, davon abzuweichen.
Rebekka Endler schreibt in ihrem Buch über sinnlos
gegendertes wie auch über ungegendertes Design. Gerade letzteres kann
verhindern, dass Frauen ihre Leistung voll entfalten können und ist im
schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich beispielsweise bei Medikamenten und dem
Styling von Autozubehör. Wünschenswert wäre die Berücksichtigung der unterschiedlichen
Körperphysiognomie von Menschen, weswegen grundsätzlich alle äußeren Erscheinungsbilder
beim Designen zu berücksichtigen wären. Gestaltung sollte zur Lösung eines
Problems ansetzen und nicht zu einem solchen führen.
Die Autorin nimmt unsere Sprache in Sachen Gendern unter die
Lupe und betrachtet den öffentlichen Raum zum Beispiel in Hinblick auf
Toiletten und Friedhöfen für Frauen, aber auch die Erwartungen an das Verhalten
von Frauen und Mädchen in der Öffentlichkeit. Gegenstand des Buchs ist auch die
Betrachtung von Dingen, die mit Funktionen und Eigenschaften versehen wurden,
von denen man glaubt, dass sie dadurch für Frauen geeignet und deshalb von
diesen gekauft werden. Hintergrund hierzu sind wirtschaftliche Aspekte. Aus dem
gleichen Grund werden eine Reihe von Studien gar nicht erst angestrebt, weil
die Kosten höher vermutet werden als der Ertrag.
Ich fand es einen interessanten Aspekt, dass Rebekka Endler
bei ihrer ausführlichen Recherche festgestellt hat, dass es für einige Frauen
schwierig ist, die für sie angepassten Dinge anzunehmen, weil sie jahrelang für
Gleichbehandlung gekämpft haben und sich nun nicht durch die Nutzung von
weiblichem Design von anderen unterscheiden möchten.
Rebekka Endler schüttet in ihrem Buch „Das Patriarchat der
Dinge“ ein wahres Füllhorn von Handlungsbedarf in Bezug auf Design für Frauen
aus. Ihre eigenen Erfahrungen streut sie immer wieder ein und ich spürte ihre Entrüstung
über die festgestellten Mängel. Am Rande weist sie auch auf Diskriminierung vielfacher
Art hin. Ihre Ausführungen sind Denkansätze, Design ist ständig im Wandel und
kann auch hier nicht abschließend behandelt werden. Die Autorin verwendet in
ihrem Buch zahlreiche Fachbegriffe, die nicht immer von ihr erläutert werden.
Ihre zahlreichen ausführlichen Beispiele sind unterhaltsam ausgeführt. Ich
empfehle das Buch gerne weiter.