Erscheinungsdatum: 23.03.2021
ISBN: 9783737101127
Der Roman „Monschau“ von Steffen Kopetzky führte mich als
Leserin nicht nur in die gleichlautende Stadt in der Eifel, sondern auch zu
einem wenig bekannten geschichtlichen Thema, denn 1962 brachen dort in einem
Vorort die Pocken aus. Die Erzählung basiert auf realen Geschehnissen.
Zunächst erkrankt die Tochter eines Mitarbeiters des größten
Arbeitgebers in der Region, einem Stahlbauunternehmen, der vor kurzem von
Montagearbeiten in Indien zurückgekehrt ist. Nach einigem Hin und Her wird das
Kind zur weiteren Versorgung im örtlichen Krankenhaus aufgenommen. Bald schon
wird deutlich, dass sie hochansteckend ist. Man beginnt, betroffene Personen
und diejenigen, aus deren Umfeld in Quarantäne zu schicken. Für das Werk, in
dem der Montagearbeiter beschäftigt ist, beginnt eine schwierige Zeit, denn die
Ansteckungsgefahr unter den Kollegen ist hoch und die Produktion droht
stillzustehen. Aus Düsseldorf wird der Dermatologe Prof. Dr. Günter Stüttgen zu
Hilfe gebeten, der sich mit seinem Assistenten umgehend auf den Weg macht. Zufällig
kehrt Vera, die Erbin des Stahlbauunternehmens, für mehrere Tage nach Hause
zurück und überlegt, welchen persönlichen Beitrag sie im Kampf gegen die
Krankheit leisten kann.
Vieles erinnerte mich an die Anfänge der heutigen
Corona-Pandemie im Kreis Heinsberg. Glücklicherweise nahm der Ausbruch der
Pocken in Monschau einen milden Verlauf und konnte später eingedämmt werden,
ohne sich drastisch auszubreiten. Steffen Kopetzky ändert in seiner Geschichte
die meisten Namen der historisch verbürgten Figuren eventuell, weil ihm das
mehr Spielraum zum Ausgestalten der Charaktere lässt. Auch den Ortsnamen und
das betroffene Unternehmen hat der Autor geändert.
Dank seiner sehr guten Recherche basiert sein Roman auf
vielen Fakten. Seine Figuren baut er bis in die Kindheit hinein aus und blickt
auf diese Weise zurück bis auf Ereignisse im Zweiten Weltkrieg. Auch außerhalb
der Beschreibung über die Begebenheiten während des Pockenausbruchs im
Eifeldorf versorgt Steffen Kopetzky die Leserinnen und Leser mit Informationen
zum damaligen Zeitgeschehen. Dadurch liest sich die Erzählung fast wie ein
Sachbuch.
Zwischen zwei Protagonisten entwickelt sich allmählich eine
Beziehung, die jedoch nur am Rande spielt und mich nicht berühren konnte, was
wohl auch daran lag, dass die aufkeimende Liebe eine Nähe aufgrund der
Verhinderung einer Ansteckung kaum zulässt. Insgesamt blieb der Roman leider
hinter meinen Erwartungen an ihn deutlich zurück. Die Erzählung konnte mich an
keiner Stelle richtig packen. Ich empfand die gegebenen Informationen zu
ausschweifend und die beschriebenen Gefühle der Liebesgeschichte nicht
tiefgehend und glaubhaft genug. Meiner Meinung nach ist das Zusammenspiel
zwischen fiktionalisierter Realität und Fakten zwar leicht lesbar, hat mich
aber nicht angesprochen.