Titel: Vom Aufstehen - Ein Leben in Geschichten
Autorin: Helga Schubert
Erscheinungsdatum: 18.03.2021
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783423282789
Im Buch „Vom Aufstehen“ erzählt die 81-jährige Helga
Schubert in 29 Geschichten aus ihrem bewegten Leben. Ihre Erzählungen sind mal
kurz, mal länger. Meist sind es Szenen aus ihrer Vergangenheit, die sie
festhält, hin und wieder aber auch kurze Betrachtungen eines Themas.
Dem Titel des Buchs setzt die Autorin eine Geschichte über
das Aufstehen an den Anfang der Sammlung und endet auch mit einer solchen.
Helga Schubert war viele Jahre in den Sommerferien zu Gast bei ihrer Großmutter
und erinnert sich voller Wohlbehagen an das Aufwachen nach dem Mittagsschlaf an
dem jeweils ersten Ferientag in einer Hängematte im Garten und den damit
verbundenen Duft nach Kuchen. Heute genießt sie, wie seit vielen Jahren, das
langsame Wachwerden an der Seite ihres Ehemanns.
Es sind immer wieder ganz persönliche Momente an denen die
Autorin die Leserinnen und Leser teilnehmen lässt. Wie ein Flickenteppich, aber
mit Auslassungen, setzt sich auf diese Weise aus den verschiedenen Geschichten das
gelebte Leben der Schriftstellerin zusammen. Es fällt auf, dass der Mutter der
Autorin eine bedeutende Rolle zukommt. An ihrer Seite floh sie als Fünfjährige
zu den Großeltern väterlicherseits. Später erzog die Mutter die Halbwaise in
der gewählten Heimat Berlin.
Die Autorin ist studierte Psychologin. Wohlwollend und ohne
Groll setzt sie sich mit Ansichten und Einstellungen der Mutter, die ihren
eigenen entgegenstehen in einigen Erzählungen auseinander. Obwohl sie nicht
urteilt, sondern hinterfragt ist spürbar, dass sie von manchem Tun und manchem
Wort ihrer Mutter persönlich tief getroffen ist, was sich auch dadurch zeigt,
dass sie von der „Tochter ihrer Mutter“ in Bezug auf sich selbst schreibt.
Deutlich werden auch die Schwierigkeiten, die sie als
Schriftstellerin in der DDR hatte, denn beispielsweise war es unerwünscht, dass
sie zu Verleihungen von Preisen für ihre Bücher ins Ausland reiste.
Die Erzählungen lesen sich wie ein Roman, immer wieder
musste ich innehalten und mir wieder ins Gedächtnis rufen, dass hier die
Schilderung gelebten Leben vor mir liegt. Die Geschichten reichen nicht nur
weit zurück bis in die Kindheit der Autorin, sondern handeln auch von ihrem
jetzigen Leben in der Wahlheimat in der Nähe der Ostsee. Sie sind durchgehend
bewegend, mal heiter, mal traurig stimmend, aber immer unbedingt lesenswert.
Daher empfehle ich das Buch gerne weiter.