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Dienstag, 1. Juni 2021

Rezension: Vom Aufstehen - Ein Leben in Geschichten von Helga Schubert

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Vom Aufstehen - Ein Leben in Geschichten
Autorin: Helga Schubert
Erscheinungsdatum: 18.03.2021
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783423282789
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Im Buch „Vom Aufstehen“ erzählt die 81-jährige Helga Schubert in 29 Geschichten aus ihrem bewegten Leben. Ihre Erzählungen sind mal kurz, mal länger. Meist sind es Szenen aus ihrer Vergangenheit, die sie festhält, hin und wieder aber auch kurze Betrachtungen eines Themas.

Dem Titel des Buchs setzt die Autorin eine Geschichte über das Aufstehen an den Anfang der Sammlung und endet auch mit einer solchen. Helga Schubert war viele Jahre in den Sommerferien zu Gast bei ihrer Großmutter und erinnert sich voller Wohlbehagen an das Aufwachen nach dem Mittagsschlaf an dem jeweils ersten Ferientag in einer Hängematte im Garten und den damit verbundenen Duft nach Kuchen. Heute genießt sie, wie seit vielen Jahren, das langsame Wachwerden an der Seite ihres Ehemanns.

Es sind immer wieder ganz persönliche Momente an denen die Autorin die Leserinnen und Leser teilnehmen lässt. Wie ein Flickenteppich, aber mit Auslassungen, setzt sich auf diese Weise aus den verschiedenen Geschichten das gelebte Leben der Schriftstellerin zusammen. Es fällt auf, dass der Mutter der Autorin eine bedeutende Rolle zukommt. An ihrer Seite floh sie als Fünfjährige zu den Großeltern väterlicherseits. Später erzog die Mutter die Halbwaise in der gewählten Heimat Berlin.

Die Autorin ist studierte Psychologin. Wohlwollend und ohne Groll setzt sie sich mit Ansichten und Einstellungen der Mutter, die ihren eigenen entgegenstehen in einigen Erzählungen auseinander. Obwohl sie nicht urteilt, sondern hinterfragt ist spürbar, dass sie von manchem Tun und manchem Wort ihrer Mutter persönlich tief getroffen ist, was sich auch dadurch zeigt, dass sie von der „Tochter ihrer Mutter“ in Bezug auf sich selbst schreibt.

Deutlich werden auch die Schwierigkeiten, die sie als Schriftstellerin in der DDR hatte, denn beispielsweise war es unerwünscht, dass sie zu Verleihungen von Preisen für ihre Bücher ins Ausland reiste.

Die Erzählungen lesen sich wie ein Roman, immer wieder musste ich innehalten und mir wieder ins Gedächtnis rufen, dass hier die Schilderung gelebten Leben vor mir liegt. Die Geschichten reichen nicht nur weit zurück bis in die Kindheit der Autorin, sondern handeln auch von ihrem jetzigen Leben in der Wahlheimat in der Nähe der Ostsee. Sie sind durchgehend bewegend, mal heiter, mal traurig stimmend, aber immer unbedingt lesenswert. Daher empfehle ich das Buch gerne weiter.