Susi, Helma, Ute und Ellie sind seit ihrer Schulzeit beste Freundinnen. Inzwischen sind die vier Frauen Mitte 50 und sehen sich noch immer regelmäßig. Auch Marie gehörte zur Clique, bis sie vor einigen Jahren bei einem Autounfall starb und die Frauen stattdessen ihre Tochter Lisa in die Runde aufnahmen. Während Susis Geburtstagsfeier platzt Ellie mit der Nachricht heraus, dass ihr gemeinsamer Jugendfreund Frankie, der seit langer Zeit in Berlin lebte und zu dem nach der Schulzeit keine von ihnen mehr Kontakt hatte, Selbstmord begangen hat. Als sich herausstellt, dass Lisa ihn noch vor drei Wochen besucht hat und das früher auch regelmäßig gemeinsam mit ihrer Mutter tat, sind die Frauen verdutzt. Warum wussten sie davon nichts? In den Tagen vor der Beerdigung erinnern sie sich an die Erlebnisse ihrer Clique während der Schulzeit zurück. Etwas ist damals vorgefallen, das alles verändert hat. Kommt jetzt die Wahrheit ans Licht?
Der Leser lernt Susi und ihre Freundinnen auf ihrer Geburtstagsfeier kennen, die sie traditionell mit ihren Freundinnen statt mit ihrem Mann Martin verbringt. Die Nachricht, dass ihr Jugendfreund Frankie tot ist und in Kürze in der Nähe beerdigt wird, trübt die Stimmung und bringt jede der Frauen ins Grübeln. Der Kontakt zu Frankie scheint damals nach dem Schulabschluss einfach abgebrochen zu sein, doch schnell merkte ich, dass zwischen den Frauen etwas Unausgesprochenes steht.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von einer der Frauen erzählt. Die Kapitel beginnen jeweils in der Gegenwart, wo man etwas über ihr aktuelles Leben erfährt. Jede hat ihr Päckchen zu tragen: Susi fühlt sich von ihrem Mann vernachlässigt und hilft ihrer Mutter, sich um den demenzkranken Vater zu kümmern. Helma sehnt sich seit Jahren nach einer Beziehung, Ute sorgt sich um ihre Söhne und ihre Gesundheit und Ellies Boutique läuft mehr schlecht als recht. Um einen Überblick zu behalten sind vorne im Buch kurze Texte zu den wichtigsten Personen abgedruckt. Auch eine Karte findet sich dort. Der Roman spielt rund um Kaarst und als Düsseldorferin konnte ich mir die Gegend gut vorstellen und kannte auch einige der Orte, die besucht werden.
Zwischen den Szenen in der Gegenwart springt die Handlung in die 1970er und 1980er Jahre. Ich erfuhr, wie die Frauen und Frankie sich angefreundet haben und was sie damals gemeinsam erlebt haben. Auch auf dieser Zeitschiene haben es die Charaktere nicht einfach. Für meinen Geschmack ist der Roman mit Schicksalsthemen überfrachtet worden, hier wäre weniger mehr gewesen. Die meiste Zeit geht es auf allen Zeitebenen darum, ob und wie die Frauen trotz allem ihr Leben wieder in den Griff können. Durch ihr Verhalten fand ich die Mehrheit von ihnen allerdings nicht sonderlich sympathisch.
Ich hoffte dennoch mit, dass sie ihre jeweilige Situation verbessern können. Mehr noch war ich aber auf Antworten zur Frage gespannt, warum der Kontakt zu Frankie abgebrochen ist. Hier gibt es jedoch lange nur vage Andeutungen. In einigen fett und kursiv gedruckten Passagen kommt Frankie als Ich-Erzähler zu Wort. Er enthüllt gleich zu Beginn, dass er von vielen außerhalb der Clique wegen seiner Homosexualität verhöhnt wurde, den Klassenclown gegeben hat und später zum Künstler wurde. Er ist eine sensible und hilfsbereite Person, über die ich gerne mehr erfahren wollte.
Erst auf den letzten Seiten erhielt ich endlich Antworten auf die früh aufgeworfenen Fragen. Die Handlung rast in der Gegenwart durch die Monate und es gibt bei jeder der Frauen noch eine bedeutende Weiterentwicklung, was ich als zu schnell empfand.
„Heldinnen werden wir dennoch sein“ ist eine vielschichtiger Freundschafts- und Familienroman mit zahlreichen Schicksalsthemen, der ins Nachdenken übers Zusammenhalten und Auseinanderleben bringt.