Titel: Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
ISBN: 9783103973921
Der Roman „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ von C Pam
Zhang spielt zur Zeit des Goldrauschs in Kalifornien. Die Familie der zu Beginn
des Buchs zwölfjährigen Lucinda, genannt Lucy, und ihres elfjährigen
Geschwisters Sam steht im Mittelpunkt der Erzählung, die in vier Kapiteln
eingeteilt ist und mehrere Handlungszeiten umfasst. Lucy und Sam sind ebenso
wie ihr Vater, den sie Ba nennen, in Kalifornien geboren, aber sowohl Ba wie
auch die schon seit drei Jahren von ihnen vermisste Ma sind chinesischer
Abstammung. Der Titel verweist nicht nur auf die Goldsuche, sondern auch auf
die Unsicherheit darüber, ob und wie viel das Land tatsächlich an jemandem Schätze
gibt, wobei damit auch immaterielle Werte gemeint sind.
Die Familie der Geschwister lebt in einem umgebauten
Hühnerstall, der am Rand einer Goldgräberkolonie steht. Als Ba in der Nacht
stirbt, benötigen Lucy und Sam zwei Silberdollars, um ihn nach altem Brauch beerdigen
zu können. Sie packen den Leichnam in eine Kiste, die sie von einem gestohlenen
Pferd ziehen lassen und begeben sich auf die Suche nach den Münzen und einem
geeigneten Platz für die Beerdigung.
Die beiden Kinder sind vom Charakter her gegensätzlich. Sam
ist burschikos und aufbrausend. Lucy findet, dass ihr Ba Sam bevorzugt hat. Sie
selbst liest Bücher und geht gern zur Schule, ganz im Gegenteil zu Sam. Ihr
ständiges Hinterfragen von Dingen und Geschehnissen reizt Ba dazu, sie zu
schlagen. Sie erinnert ihn mit ihrem Verhalten an Ma. Ihre Kindheit ist für die
Geschwister mit dem Tod des Vaters zu Ende. Während sie aufwuchsen sind sie als
Familie oft auf dem Treck gewesen, meist um Gerüchten nachzugehen, wo Gold zu
finden ist. Die verschiedenen Stationen ihres jungen Lebens geben den
Geschwistern genügend Erfahrung an die Hand, um in der unwirtlichen Umgebung
bei ihrer Suche zu überleben.
Auf Wunsch von Ma sind sie sesshaft geworden, doch allein
durch ihr Äußeres sieht man ihnen ihre chinesischen Vorfahren an, wodurch die
Eltern bereits einigen Hass und Ausgrenzung erlebt haben. Auch die amerikanischen
Vornamen schützen Lucy und Sam nicht vor rassistischen Diskriminierungen. Sie
haben erlebt, dass ihnen Versprechen gegeben, aber nicht gehalten wurden, was
Lucy skeptischer und Sam wütender werden ließ.
C Pam Zhang nutzt eine poetisch anmutende, kraftvolle
Sprache um all die Schwierigkeiten im Umfeld zu schildern, die Lucy und Sam zu
meistern haben. Beide finden keine eindeutige Antwort darauf, was ein Zuhause
ausmacht. Sie müssen sich miteinander arrangieren, da sie von verschiedenen
Vorstellungen über einen Platz für die Beerdigung, aber auch über eine Heimat,
angetrieben werden, wodurch sich weitere Konflikte ergeben. Trotz ihrer Armut
hat Ma immer viel Wert auf eine ordentliche Erziehung gelegt, zu der auch die
Vermittlung von Mystik gehörte. Die Schilderungen der Autorin sind voller
Symbolik wie zum Beispiel die immer wieder ins Spiel gebrachten Tiger, die in
chinesischen Sagen als Schutztier stehen.
Die Autorin greift in ihrer Geschichte das Thema der
chinesischen Einwanderer auf. Nicht nur vom Goldrausch hofften sie im Land der
unbegrenzten Möglichkeiten zu profitieren, sondern auch vom Bau der Eisenbahn
bis an die Westküste wurden sie angezogen. Die Ressentiments und die Behandlung
als billige Arbeitskräfte brachten ihre Träume oft zum Platzen. Im dritten
Kapitel lässt C Pam Zhang Ba stellvertretend als Schicksal vieler Migranten Ba ergreifend
von seiner und Mas Vergangenheit erzählen.
In ihrem Roman „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ spricht C Pam Zhang verschiedenste Themen an. Neben der Suche nach Heimat, Identitätsfindung und Rassismus ist es auch der Verweis auf den Rohstoffabbau in Verbindung mit der Schädigung der Umwelt. Intensiv, manchmal hart lesen sich die Entscheidungen ihrer Figuren, denn sie spiegeln die Freiheit der Gedanken wider, die den Konventionen und Gesetzen trotzen. Die Geschichte bewegt, hallt nach und lässt Raum für eigenes Nachdenken. Sehr gerne empfehle ich den Roman uneingeschränkt weiter.