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Freitag, 27. August 2021

Rezension: Die Leuchtturmwärter von Emma Stonex

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Die Leuchtturmwärter
Autorin: Emma Stonex
Erscheinungsdatum: 25.08.2021
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783103970371
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Die Leuchtturmwärter Arthur, Bill und Vince und ihre Lebensgefährtinnen sind die Protagonisten im nach ihrem Beruf benannten Roman von Emma Stonex. Hohe Wellen umtoben den auf dem Cover abgebildeten Leuchtturm, hohe Wellen im übertragenen Sinne schlägt auch das unerwartete spurlose Verschwinden der Wärter. Die Autorin wurde zu ihrer Erzählung von einer wahren Geschichte inspiriert.

Ein Leuchtturm wird immer von drei gleichzeitig anwesenden Wärtern bedient. Im Winter 1972 ist das der Oberwärter Arthur, der schon viele Jahre im Dienst ist, der erfahrene Bill sowie Vince, der erst seit Kurzem dem Beruf nachgeht. Am Silvestertag wird der Turm von Mitarbeitern der Betreibergesellschaft angesteuert, doch sie finden den Turm ohne Wärter vor, die Zugangstür ist verschlossen, der Tisch für zwei Personen gedeckt und zwei Uhren sind zur gleichen Zeit stehen geblieben. Im letzten Logbucheintrag ist von einem Sturm zu lesen, doch zu Silvester war es windstill. Die Frage, was geschehen ist, verlangt nach einer Klärung.

Die Autorin erzählt auf zwei Handlungsebenen. Einerseits schaut sie auf die drei Männer bei ihrer Arbeit im Leuchtturm in den Tagen und Wochen vor dem Verschwinden. Andererseits nimmt sie die drei Lebenspartnerinnen der Wärter zwanzig Jahre später in den Fokus, denn ein Journalist greift die Geschichte erneut auf und möchte dabei Licht ins Dunkel des ungeklärten Falls bringen. Schrittweise blickt Emma Stonex auf Szenen im Leben jeder einzelnen Figur und deckt dabei deren kleine Geheimnisse auf, so dass sich für den Leser und die Leserin schrittweise ein Bild der Charaktere ergibt, geprägt durch die von den jeweils Handelnden erzählten Passagen und den Aussagen Dritter. Unterschwellig ist stets eine gewisse Spannung vorhanden.

Emma Stonex wechselt häufig die Perspektive, wobei es immer klar bleibt, wer gerade im Mittelpunkt steht. Teile lässt schreibt sie in der Ich-Form, andere übernimmt sie als allwissender Erzähler, ergänzt um fiktive Berichte. Im Laufe der Geschichte bietet sie verschiedene Erklärungen für das Verschwinden an, mal rational gedacht, aber auch mystisch. Als Leserin erhielt ich ein immer tieferes Verständnis für die Handlung, ohne dass sie mir je wirklich greifbar wurde, sondern immer mehr zum Nachdenken brachte über die Frage, was Wahrheit und was Lüge ist.

Das Setting schafft eine eigenwillige Stimmung durch das schicksalergebene Warten der Angehörigen auf die Rückkehr der Wärter in einer eigens für sie geschaffenen Kolonie mit Blick auf den Turm und das angespannte Miteinander der Hüter des Leuchtturms umgeben von der unberechenbaren Kraft des Meers. Sie sind aufeinander angewiesen, ihr Wechsel und ihre Versorgung sind vom Wetter abhängig. Unterdessen führen ihre Frauen ihr Leben zwar in eigenen Wohnungen, die aber nah zueinander liegen, in einem Umfeld, dass ihnen wenig Freizeitaktivität bietet. Das beruflich erworbene Ansehen der Männer ist auch in ihrem Verhältnis untereinander zu spüren, sowie einige Rivalitäten.

Mit ihrem Roman „Die Leuchtturmwärter“ hat Emma Stonex mir Einblicke in den gleichlautenden Beruf verschafft, der heute allerdings meist durch entsprechende Technik im Turm ersetzt wird. Basierend auf einer wahren Begebenheit, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts geschehen ist, bietet sie in ihrer Erzählung mögliche Erklärungen für das spurlose Verschwinden der drei Wärter vom Turm, die genügend offene Enden für eigene Überlegungen lassen. Den besonderen Lesegenuss bringt die Kombination aus den Fakten, die das Leben eines Wärters des Leuchtfeuers mit sich bringt und den fiktiven Gedanken und Gefühlen ihrer Figuren, in die Emma Stonex tief eindringt und sie dem und der Lesenden vermittelt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung dafür.