Rezension von Ingrid Eßer
---------------------------------------------------------------------
Der Thriller „Gegenlicht“ von Bernhard Aichner ist der
zweite Band einer Kriminalserie, in der die fiktive Figur des Pressefotografen
David Bronski ermittelt. Die Kenntnis des ersten Teils ist nicht unbedingt
notwendig, um die vorliegende Handlung zu verstehen. Bronski, wie der
Protagonist von allen kurz genannt wird, ist Mitte Vierzig und liiert, aufgewachsen
in Tirol, wohnt in Berlin und hat eine erwachsene Tochter. Wie bereits beim
ersten Teil ist der Titel ein Begriff aus der Fotografie, der in Bezug zum
Inhalt steht.
Im Prolog kann ein Mann fortgeschrittenen Alters, der es
sich mit seiner bezahlten Begleitung Nadia in seinem Garten gemütlich gemacht
hat, im Gegenlicht nicht sofort erkennen, was ihm da vom Himmel her direkt vor
die Füße fällt. Das Geschoss entpuppt sich als ein toter Mann, vermutlich ein
afrikanischer Flüchtling, der eine wertvolle Fracht in seinen Taschen verbirgt
und dem ungleichen Paar noch große Schwierigkeiten bereiten wird.
Svenja Spielmann ist Bronskis Freundin und inzwischen zur
Leiterin der Polizeiredaktion ernannt worden. Gemeinsam mit Bronski soll sie
eine Reportage über den Migranten schreiben. Bei Bronski lebt seine Tochter
Judith, die ihr Medizinstudium abgebrochen hat und sich sehr für Journalismus
und Fotografie interessiert. Die drei fahren gemeinsam zum Tatort. Als sich aus
den ersten Erkenntnissen weitere Entwicklungen ergeben, lässt Judith sich nicht
einfach durch Anweisungen ihres Vaters von der ersten Linie der Gefahrenzone fernhalten.
Bronski wird durch Svenja und
Judith aus seiner Komfortzone geholt, in die er sich aus persönlichen Gründen
jahrelang zurückgezogen hat. Er fühlt sich als Vater gefordert und gerne
befriedigt er die Neugier seiner Tochter in Bezug auf die Fotografie mit seinem
Fachwissen. Langsam beginnt sich Vertrauen zwischen den beiden aufzubauen, doch
Judith nimmt nicht jeden Rat an. Sie ist selbstbewusst und handelt gerne nach
ihrer eigenen Meinung, so wie sie es lange Zeit gewöhnt ist.
Auch im zweiten Band der Serien
spielt Bronskis Schwester Anna, die ihr eigenes Sicherheitsunternehmen leitet,
eine große Rolle. Der größte Angriffspunkt von Bronski ist seine Sorge um seine
Liebsten, das wissen auch seine Gegenspieler und gehen dementsprechend gezielt
vor.
Bernhard Aichner hat einen ganz
eigenen Spachstil, der auf weitläufige Beschreibungen seiner Szenen verzichtet.
Oft sind es nur Dialoge zwischen den Figuren, die er aufführt, was aber
ausreicht um ein Bild von der Situation zu erhalten. Andere Kapitel schildert
Bronski aus der Ich-Perspektive und legt dem Leser und der Leserin dadurch
seine Gefühle offen. In wieder anderen Kapiteln erzählt der Autor mit einem
Blick auf die jeweils relevanten Personen.
Durch die Anfangsszene und der mit
ihr verbundenen Fragen im Thriller „Gegenlicht“ von Bernhard Aichner entsteht
Spannung, die durch einige unerwartete Wendungen bis zum Ende anhält. Die
Aufstellung der Figuren am Schluss lässt hoffen, dass sie bei weiteren Fällen
wieder gemeinsam tätigen werden. Darauf freue ich mich und empfehle das Buch
gerne an Thrillerfans weiter.