Titel:
Autorin: Nicole Seifert
Erscheinungsdatum: 09.09.2021
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
ISBN: 9783462002362
Der Untertitel „Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt“ des
Buchs „FrauenLiteratur“ sagt aus, was der Autorin Nicole Seifert am
Herzen liegt, denn sie plädiert dafür, dass Jeder mehr Werke von Frauen lesen
sollte. Sie geht der Frage nach, ob die von Autorinnen verfasste Literatur
herabgewürdigt wird, ob Autorinnen von Verlagen anders als Autoren behandelt
und ob sie in den Medien anders besprochen werden. Außerdem versucht Nicole
Seifert zu klären, ob es tatsächlich grundsätzliche Unterschiede im Schreiben
der beiden Geschlechter gibt.
Der Begriff Frauenliteratur hat sich in der Öffentlichkeit
eingeprägt für Literatur von, über und für Frauen, obwohl damit nicht alle
Facetten erfasst sind. Als Unterkategorie der Literatur verweist die Autorin
allerdings darauf, dass es erstaunlicherweise das Pendant „Männerliteratur“
nicht gibt. Eine Begriffssuche von mir auf Instagram führt denn auch zu ganzen
27 unspezifischen Ergebnissen für Männerliteratur, beim Äquivalent sind es
weniger als 1.000, die ich nicht genau gezählt habe. Bücher von, über und für
Männer werden schlicht Literatur genannt. Die Autorin sieht daher den Begriff
Frauenliteratur als überflüssig an, diese Meinung teile ich gerne.
Nicole Seifert nähert sich einer Klärung ihrer Fragen aus
unterschiedlichen Sichten. Sie vergleicht Kritiken zu von Männern und Frauen
geschriebenen Büchern, sie betrachtet verschiedene aufgestellte Kanons der
Literatur und blickt auf ihre eigene Schullektüre zurück. Erschreckend ist,
dass sie in der Schule fast ausschließlich von Männern geschriebene Literatur
gelesen hat, bei mir war es genauso. In den bekanntesten Kanons werden
überwiegend männliche Autoren aufgeführt. Die Autorin versucht zu klären, wie
es dazu gekommen ist und wie sich die Umstände in Zukunft ändern lassen.
„FrauenLiteratur – abgewertet, vergessen,
wiederentdeckt“ von Nicole Seifert ist ein wichtiges Buch für alle Lesenden.
Auf Fakten beruhend setzt die Autorin sich kritisch mit einem langzeitigen
Phänomen auseinander und wirkt durch ihre Aussagen augenöffnend. In der
Hoffnung darauf, dass ihre Anregungen auf fruchtbaren Boden fallen, empfehle
ich das Buch sehr gerne weiter.