Titel: Glaube mir
Autorin: Alice Feeney
Übersetzerin: Karen Witthuhn
Verlag: rororo (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
ISBN: 9783499005312
Der Thriller „Glaube mir“ von Alice Feeney beginnt mit einem
rätselhaften Prolog, der in kursiv gesetzt ist. Die Autorin stellte mir darin Jemanden
vor, der einen Monolog hält und etwas getan hat, zu dem er sich Verständnis von
anderen wünscht. Über Alter und Geschlecht derjenigen Person ließ sie mich bewusst
im Unklaren. Es wird nur bekannt, dass der oder die Erzählende die eigenen
wirklichen Gedanken und Gefühle öffentlich nicht gerne preisgibt und sich oft
neu erfunden hat. Ich fühlte mich herausgefordert aufzudecken, wer diese
Persönlichkeit ist, als ich mich mit dem Lesen der Geschichte begann.
Anna Andrews ist 36 Jahre alt, lebt in London und arbeitet
schon lange bei der BBC, seit zwei Jahren als Moderatorin der Mittagssendung.
Eines Tages sieht sie sich damit konfrontiert, dass ihre Vorgängerin für sie
unerwartet aus der Elternzeit zurückkehrt und wieder ihren Platz einnehmen wird.
Daher soll sie wieder als Nachrichtenkorrespondentin arbeiten. Ihr erster
Auftrag führt sie nach Blackwood, dem Ort an dem sie aufgewachsen ist. Dort
soll sie von dem Fund einer Frauenleiche in einem Waldstück berichten. Der für
den Fall zuständige Ermittler ist DCI Jack Harper, der Leiter der Abteilung für
schwere Verbrechen in Blackwood und bis vor einigen Monaten der Ehemann von
Anna Andrews. Prekär ist es, dass beide die Tote kennen, Anna aus Schulzeiten
und Jack hatte aktuell ein Verhältnis mit ihr, was natürlich fast zwangsläufig zu
Spekulationen in Bezug auf die Täterschaft führt.
Der Titel richtete sich auch an mich als Leserin, denn
sowohl Anna wie auch Jack erzählen im Wechsel in der Ich-Form und ihre
jeweilige Schilderung wollte von mir geglaubt werden. Alice Feeney bedient sich
sehr geschickt der Auslassung einiger Fakten und Namen, um Querverbindungen zwischen
Gegenwart und Vergangenheit sowie der Bekanntheit der Protagonisten mit
weiteren Personen zunächst zu verhindern oder zu verschleiern. Erst nach und
nach erfuhr ich mehr über die Ehe von Anna mit Jack und den Ereignissen während
ihrer Kindheit, die dazu führten, dass sie ihr Elternhaus mit 16 Jahren
verlassen hat.
Der Thriller forderte mich als Leserin von Beginn an dazu
auf mitzurätseln, wer die Verbrechen begangen hat, denn bald schon bleibt es
nicht bei einem Mord. Neben Anna und Jack werden schnell weitere Personen durch
ihr Agieren zu Verdächtigen. Alice Feeney hat selbst viele Jahre bei BBC News
gearbeitet, so dass sie den beruflichen Hintergrund von Anna glaubhaft gestaltet.
Aufgrund der Erzählperspektive konnte ich die Gefühle der beiden Protagonisten
in allen Facetten nachvollziehen: der Hass, der nach der gescheiterten Ehe
geblieben ist, die Verzweiflung aufgrund der aktuellen Situation und das
ungewöhnliche Verhältnis zu Annas Mutter.
Zahlreiche unerwartete Wendungen und neue Tatsachen führten
im Thriller „Glaube mir“ von Alice Feeney zu durchgehender Spannung. Der
Schluss überraschte mich schließlich nach einem packenden Mitraten um die
Identität des oder der Täter. Gerne empfehle ich das Buch an Leser des Genres
weiter.