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Samstag, 18. September 2021

Rezension: Meine Freundin Lotte von Anne Stern

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Meine Freundin Lotte
Autorin: Anne Stern
Erscheinungsdatum: 17.08.2021
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783463000268
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Wer Anne Sterns Romane rund um die Hebamme Hulda Gold kennt, erlebt die Autorin im Roman „Meine Freundin Lotte“ von einer ganz anderen Seite. Titelgebend und Protagonistin des Buchs ist die Malerin Lotte Laserstein, geboren 1898. Die Geschichte beginnt im Jahr 1961, als die Protagonistin ihre Freundin Gertrud Rose, genannt Traute und deren Ehemann Erich als Gäste in ihrer neuen Heimat Kalmar zu Besuch in Schweden hat. Im Wechsel übernehmen Lotte und Traute die Erzählperspektive in der Ich-Form. Doch nicht nur das aktuelle Miteinander, sondern vor allem ihre langjährige Freundschaft und die gemeinsamen Jahre in Berlin sind Gegenstand der Erzählung.

Die Freundinnen lernten sich im Winter 1924 bei der Ausgabe kostenloser Suppe an Bedürftige kennen. In Traute fand Lotte das perfekte Modell für ihre Malerei. Sie ist eine der wenigen Frauen, die damals bereits an der Kunstakademie Berlins studieren können. Da das Einkommen in Lottes Familie gering ist, unterrichtet sie und verkauft einige ihrer Bilder. Es entwickelt sich eine vertrauensvolle Beziehung zwischen der Malerin und Traute, die als Fotografin ihre eigenen Wege geht und mit Erich schon als junge Frau einen Partner zur Seite hat. Während Lotte stur ihrer malerischen Leidenschaft nachgeht und sich dennoch gerne mal fröhlich und ausgelassen ins Getümmel stürzt, ist die herbe Schönheit Traute die einfühlsamere von beiden, die in unangenehmen Situationen zu klären versteht.

In Kalmar kommt es immer wieder zu misslichen Auseinandersetzungen bei denen Vieles unausgesprochen bleibt zwischen den Frauen. Bis dato bedauert Traute, dass Lotte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist. Als Jüdin hat die Malerin 1937 eine Möglichkeit gefunden nach Schweden zu emigrieren und für einige Zeit verloren die beiden den Kontakt zueinander. Doch auch kleine Geheimnisse und verborgene Gefühle liegen in der Luft. Anne Stern schreibt auf eine ruhige Art über die besondere Beziehung der Freundinnen, wobei auch die Kunst von Lotte in ihrer Berliner Zeit nicht zu kurz kommt. Anhand der von Anne Stern vorgenommenen, teil poetischen Beschreibung entstehen die Bilder vorstellbar im Kopf und forderten mich dazu heraus, im Internet nach Abbildungen zu suchen.

„Meine Freundin Lotte“ von Anne Stern ist das feinsinnige Porträt zweier Künstlerinnen, Lotte Laserstein und ihrer Freundin Traute, über viele Jahre hinweg, die über ihre Arbeit miteinander verbunden waren und deren Zuneigung dabei zunahm. Die Autorin lässt dabei beide Frauen ihre Gedanken und Gefühle mit dem Leser und der Leserin teilen. Gerne empfehle ich den Roman denen weiter, die sich für Biografien historischer Personen interessieren.