Autorin: Clare Pooley
Übersetzerin: Stefanie Retterbush
Erscheinungsdatum: 30.08.2021
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783442206285
Der Roman „Montags bei Monica“ ist das Debüt der Engländerin
Clare Pooley. Sie schildert darin die ungewöhnliche Verwendung eines
Notizbuchs. Es wird von dem betagten Künstler Julian im Café der 37-jährigen
Monica bewusst zurückgelassen. Auf die Außenseite des lindgrünen Hefts hat
Julian die Worte „Projekt Aufrichtigkeit“ geschrieben, die erste Seite enthält
dazu eine kurze Erläuterung. Der Künstler weist darauf hin, dass man meistens nicht
die Wahrheit über die Personen erfährt, denen man im Alltag begegnet. Der
Eindruck wird verzerrt, Erfahrungen und Wünsche des Gegenübers bleiben
verborgen. Die Geschichten im Notizbuch sollen aufrichtig sein. Julian nimmt einen
ersten Eintrag zum Thema vor und hinterlässt dazu das Resümee über sich selbst,
dass er sich einsam fühlt.
Monica hat gesehen, dass Julian das Notizbuch liegen
gelassen hat. Sie selbst hat nach Jahren als Unternehmensanwältin die
Selbständigkeit gesucht, kämpft aber damit, das Café profitabel zu gestalten.
Ihr kommt eine Idee, wie sie Julian eine Beschäftigung bieten kann, die sie
direkt in die Tat umsetzt. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß ist, dass
„Montags bei Monica“ ein regelmäßiger Treffpunkt von Menschen mit unterschiedlichen
Eigenschaften zu einem bestimmten Zweck wird. Monica schreibt ebenfalls einen
Eintrag ins Heft und hinterlässt es in der Weinbar gegenüber ihrem Kaffeehaus. Von
hieraus tritt es seine Reise zu weiteren vier Findern an.
Clare Pooley schaut nicht nur auf die positiven
Eigenschaften ihrer handelnden Personen, sondern zeigt sie auch von einer
weniger angenehmen Seite mit wechselhaften Stimmungen. Die Eintragungen im Buch
sollen die Finder so abbilden, wie sie sich selbst realistisch sehen und nicht
so, wie sie ihr Bild in der Öffentlichkeit hinterlassen. Die Sozialen Medien
erhalten dabei eine besondere Rolle. Die Autorin verdeutlicht, was vor einigen
Jahrzehnten und heute das Ansehen einer Person ausmacht. Allerdings bringen die
Geschichten es mit sich, dass sie Momentaufnahmen sind und die Figuren sich im
Leben weiterentwickeln. Beachtenswert ist auch die subjektive Betrachtungsweise
des einzelnen beim Abfassen des eigenen Eintrags. Daraus ergeben sich gewisse
Konflikte, die neben der gutgemeinten, aber nicht immer geschätzten
Unterstützung durch die anderen Finder des Notizbuchs für die Leser*innen
berührend sind oder auch amüsant.
Geschickt verknüpft die Autorin das Leben von sechs Personen
miteinander. Ihre eigenen Erfahrungen, beispielsweise als Bloggerin, bringt sie
in ihre Erzählung ein und gestaltet sie dadurch authentisch. Sie lenkt den
Blick auf Probleme, denen man im Alltag begegnet. Neben Einsamkeit finden sich
zum Beispiel Alkoholismus, Geldnöte und die Überforderung als Mutter. In die
Geschichte ist auch eine Spur vom gesellschaftlichen Wandel zu spüren. Im
mittleren Teil kommt es zu einer kleinen Länge. Das Finale kann nochmal mit
einer unerwarteten Wendung überraschen.
Die letztlich miteinander verbundenen und verschiedenartig
beschriebenen Figuren erleben im Roman „Montags bei Monica“ von Clare Pooley
nicht nur gute Zeiten erleben. Und dennoch ist es eine Erzählung zum
Wohlfühlen, weil zwischen den Zeilen immer die Hilfsbereitschaft und der
Zusammenhalt der handelnden Personen zu spüren ist. Gerne empfehle ich den
Roman daher weiter.