„Trauma – Kein Vergessen“ von Christoph Wortberg ist der
zweite Band der Trauma-Trilogie. Auch diesmal ermittelt wieder die
Hauptkommissarin Katja Sand von der Mordkommission München und ihr Kollege Rudi
Dorfmüller. Der Prolog deutet darauf hin, dass hier der Täter erzählt. Ob es
sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelt verschweigt der Autor bewusst. Deutlich
wird nur, dass die entsprechende Person niemals vergessen konnte, was mit ihr
als Kind geschehen ist. Für diejenigen, die den ersten Teil nicht gelesen
haben, gibt es an entsprechenden Stellen für das Verständnis Zusammenfassungen,
so dass man den Band auch unabhängig davon lesen kann.
Katja Sand und Rudi Dorfmüller werden mit einem brutalen
Mord an einer Rentnerin konfrontiert. Der Tatverdacht fällt auf den von ihr
geschiedenen Ehemann. Die Ermittlerin zieht den Psychoanalytiker Dr. Alexander
Hanning hinzu, der für seine Taten zurzeit im Gefängnis inhaftiert ist. Durch
dessen Überlegungen gelingt es Katja Sand, Parallelen zu einer Serie von Morden
an Frauen zu finden, die schon einige Jahre zurückliegt. Der damalige Täter
wurde gerade aus der Haft entlassen. Bevor genügend Beweise gefunden wurden, um
den Mörder zu überführen, geschieht ein weiteres Verbrechen. Ein älterer Mann
wird auf die gleiche Weise getötet wie die Rentnerin. Der Fall passt allerdings
nicht zum bisher angedachten Motiv.
Christoph Wortberg bindet in seine Geschichte ein sehr
sensibles und bewegendes Thema ein. Katja Sands Privatleben ist inzwischen zur
Ruhe gekommen, sowohl zu ihrer Tochter wie auch zu ihrer Mutter hat sich das
Verständnis füreinander gebessert. Der Autor legt im Laufe der Erzählung ein
weiteres Puzzlestück offen, welches das Bild des Traumas zusammensetzt, das die
Ermittlerin aus ihrer Vergangenheit her vor allen verbirgt, sie aber emotional
nicht loslässt. Katja Sand ist klar, dass Dr. Hanning Interesse daran hat, ihre
schmerzhaften Erinnerungen offen zu legen. Dennoch hat sie für sich abgewogen,
dass seine Hilfe bei den aktuellen Ermittlungen unumgänglich ist, was für mich
nicht ganz schlüssig war.
Die Konstruktion des Thrillers finde ich gelungen, auch wenn
die Fallermittlungen durch die Suche nach einem Motiv ins Stocken geraten und
zu kleinen Längen führen. Katja Sand und Rudi Dorfmüller arbeiten durch ihre
jahrelange Zusammenarbeit mit Vertrauen füreinander und dem Wissen und der
Akzeptanz um die einzelnen Macken des jeweils anderen. In das Privatleben des
Kommissars, der Anfang Dreißig ist, kommt Bewegung. Die beinhaltete Leseprobe
des dritten Bands verspricht einen Abschluss der Trilogie, die die Ermittler
nochmal auf besondere Weise herausfordern wird.
„Trauma – kein Vergessen“ von Christoph Wortberg ist ein
solider gearbeiteter Thriller mit aufsehenerregenden Morden und einer
Ermittlerin, die sich Gedanken über die Konsequenzen einer Verurteilung für den
Mörder macht und ihre eigene seelische Erschütterung noch nicht überwinden
kann. Der vorliegende Teils der Trilogie macht neugierig auf den abschließenden
Band.