Rezension von Ingrid Eßer
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Das Buch „Der Zorn des Oktopus“ von Dirk Rossmann und Ralf
Hoppe ist ein Thriller, der in einer dystopischen nahen Zukunft spielt. Der
Titel ist angelehnt an das vorige Buch „Der neunte Arm des Oktopus“ von Dirk
Rossmann. Die Handlung spielt auch vor dem gleichen Hintergrund mit der Annahme,
dass unsere Umwelt sich durch bestimmte Faktoren immer lebensunwerter gestaltet
und es zur Klimakatastrophe kommt. Jedoch sind die fiktiven Protagonisten neu
und es wird für das Lesen keine Vorkenntnis der Handlung des ersten Thrillers
benötigt. Ein Oktopus spielt im vorliegenden Buch nur eine nebensächliche
Rolle. Sind es im realen Leben die beeindruckenden Millionen Nervenzellen, die
eine Krake zu einem feinfühligen Lebewesen machen, steht im Fokus der Erzählung
ein Quantencomputer, der eine extrem hohe Dichte, teils sehr sensibler Zahlen
auswertet und dem Menschen unglaubliche Ergebnis für die Zukunft vorhersagen
kann.
In einführenden Kapiteln beschreiben die Autoren unsere Welt
wie wir sie in den Jahren 2026 bis 2028 erleben könnten. Die Vereinigten Staaten
von Amerika, China und Russland haben eine Klima-Allianz gebildet, zu der sich
weitere Länder hinzugesellen, nur Indien sträubt sich noch. Es wurde eine
Einheit gegründet, die sicherstellen soll, dass genügend Nahrung vorhanden ist.
Eine erste Technologie, die dabei helfen soll wurde vorgestellt, endete aber in
einem Fiasko. Die Haupthandlung spielt ab Juli 2029. In einem neu gegründeten
Meta-Ministerium in Island arbeiten Wissenschaftler an einem Supercomputer, der
bereits vielversprechende Daten liefert. Er enthält eine Ressource, die auf dem
Mars gewonnen wurde und momentan einmalig auf der Welt ist. Desto größer ist
das Begehren, sie und den Quantencomputer zu besitzen und die dazu führt, dass
manche für den Besitz über Leichen gehen. Nur zwei Personen, in ihrer
beruflichen Stellung eher unbedeutend sind und früher einmal ein Paar waren
können den Gau für die Welt eventuell verhindern.
Dirk Rossmann und Ralf Hoppe bauen die Handlung ihres
Thrillers mit Handlungsorten rund um die Welt auf den heutigen Gegebenheiten auf.
Ihre Vorstellung unserer Welt von morgen ist beeindruckend und durchaus
vorstellbar, vor allem in den Details rund um das Klima. Immer wieder weisen
sie auf verschiedene bereits heute sich ankündigende Bedrohungen aufgrund der
von uns verursachten Störungen der Umwelt hin. Interessant fand ich die
Vorstellung eines Computers, der problemlos das exakte Wetter vorhersagen kann.
Es ist klar, dass er ein Ding des Habenwollens darstellt, aber welche Macht er besitzen
könnte, wenn er in falsche Hände gerät, erfährt der Lesende im Laufe der
Geschichte.
Die Autoren beschreiben Hintergründe zum Klimawandel genauso
verständlich für die Lesenden wie die Arbeitsweise des Quantencomputers und das
Leben eines indigenen Volks. Um etwas zu verdeutlichen greifen sie gelegentlich
zu Metaphern. Sie zeigen Fakten auf, die mich manchmal zum Nachdenken brachten.
Die eigene Neugierde und der Spaß am Neuen lassen sich aus dem Schreibstil
herauslesen, der geprägt ist von kurzen Sätzen, die auf den Punkt geschrieben
sind.
Die Figuren sind abwechslungsreich gestaltet, jede von ihnen
wird anschaulich beschrieben, so dass ich sie mir gut vorstellen konnte. In der
Regel erweisen sie sich als wandelbar, was für eine gewisse Unberechenbarkeit
und Spannung in der Handlung sorgt. Die Beziehung zwischen den beiden
Protagonisten entwickelt einige Höhen und Tiefen und sorgte bei mir für
Sympathiepunkte, so dass ich darauf hoffte, dass die zwei Figuren einen
glücklichen Stand am Ende des Buchs haben werden.
Man spürt das innere Brennen der Autoren Dirk Rossmann und
Ralf Hoppe im Thriller „Der Zorn des Oktopus“ dafür, dem Lesenden den
Klimawandel mit seinen für unsere Welt bevorstehenden fürchterlichen
Konsequenzen nahezubringen und aufzuzeigen, dass es fünf vor zwölf in der Krise
ist. In einem Schreibstil, der auch die technischen Elemente der Handlung leicht
nachvollziehbar macht, haben sie Spannung bis zum Ende verpackt. Sehr gerne
empfehle ich den Thriller daher uneingeschränkt weiter.