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Mittwoch, 17. November 2021

Rezension: Ein Ort, der sich Zuhause nennt von Astrid Rupert

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Ein Ort, der sich Zuhause nennt
Autorin: Astrid Rupert
Erscheinungsdatum: 17.11.2021
rezensierte Buchausgabe: Broschur mit gestalteten Klappen
ISBN: 9783423263016
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Das Buch „Ein Ort, der sich Zuhause nennt“ von Astrid Rupert ist der dritte und abschließende Band der Trilogie über die Frauen der Familie Winter, der auch unabhängig von den anderen gelesen werden kann. Der Lesende erfährt zum Ende des Buchs hin eine Erklärung für die Farbgebung aller drei Bände. Wieder begleitete ich die Protagonistinnen über ein Jahrzehnt hinweg, aber diesmal stehen die 1930er und 1940er Jahre im Fokus und dabei zeigt Charlotte eine ganz andere Seite von sich. Sie offenbart ihrer Tochter Paula wie auch ihrer Enkelin Maya ihr großes Geheimnis, das sie über ihre Jahre als junge Frau gelegt hat.

Der Roman spielt auf zwei Handlungsebenen. Die von Maya erzählten Geschehnisse im Jahr 2007 unterbrechen immer wieder die Rückblicke auf die Ereignisse in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Die „Winterfrauen“ haben über die Jahrzehnte hinweg jeweils ihren eigenen Weg zu sich selbst gesucht bis auf Maya, die sich in ihrem jetzigen Umfeld und ihrem derzeitigen Teilzeitjob nicht wohlfühlt und sich verändern möchte. Im Titel drückt sich aus, was unterschwellig von den Hauptfiguren gesucht wird, nämlich ein Ort, der ihnen die Möglichkeit gibt, so zu sein wie sie sein wollen.

Bei einer kleinen Familienfeier zu Mayas dreißigstem Geburtstag bricht ihre Oma Charlotte beim Öffnen der Haustür zusammen und wird ins Krankenhaus gebracht. Anlass für den Sturz ist der unerwartete Besuch eines älteren Herrn, den Charlotte zu kennen scheint, dessen Namen aber Paula und Maya noch nie gehört haben. Für Tochter und Enkelin ist Charlotte eine fleißige Bäuerin vom Lande, ruhig, bescheiden und immer auf Konventionen bedacht. Der überraschende Besuch aber löst bei Charlotte Erinnerungen aus über die sie nun ihrer Familie zum ersten Mal erzählt.

Paula, die in ihrer Jugend gegen ihre spießige Familie rebelliert hat und Maya, die eine Zeitlang von der Großmutter aufgezogen wurde, sind erstaunt über Charlottes Beschreibungen über ihre jungen Jahre. In den 1930er Jahren lebte sie bei ihrer alleinerziehenden Mutter Lisette und ging ihrer Berufung nach. Die politischen Veränderungen in Deutschland gingen auch nicht an dem kleinen Ort vorbei, in dem die Familie Winter wohnte. Die Nationalsozialisten gewannen immer mehr Anhänger und erließen zunehmend Gesetze nach deren Gusto. Vor allem wendeten sie sich gegen die Juden. Paula und Maya staunen darüber, wie beherzt Charlotte damals gehandelt und welchen Mut sie besessen hat.

Über die Jahrzehnte hinweg hat jede der Frauen der Familie Winter über bestimmte Angelegenheiten geschwiegen, wodurch eine Annährung und der Zusammenhalt schwierig war. Das Unverständnis für die nachfolgende Generation war groß, während sich zwischen Lisette und Paula sowie Charlotte und Maya eine besondere Bindung zueinander ergab. Astrid Rupert versteht es sehr gekonnt, die von Beginn im ersten Band an mit vielen Geheimnissen versehenen vielfältigen Figuren mit der Zeit, ihre eigene Geschichte erzählen zu lassen und dabei tief in deren Gefühlswelt zu blicken. Die handelnden Personen sind realitätsnah, ihre Handlungen nachvollziehbar und wie im vorigen Teil habe ich auch diesmal Parallelen zu Vorkommnissen in meiner eigenen Familie gefunden.

Nur ungerne habe ich mich im abschließenden dritten Band der Trilogie „Ein Ort, der sich Zuhause nennt“ von Astrid Ruppert von den inzwischen liebgewonnenen, auf ihre je eigene Art sympathischen Frauen der Familie Winter verabschiedet. Ihre jeweilige Geschichte fühlte sich für mich wie tatsächlich gelebt an, ihr Miteinander hat mich bewegt und ihre Handlungen und die Gründe dafür waren berührend. Gerne empfehle ich nicht nur diesen Roman weiter, sondern alle Bände der Reihe.