Der US-Amerikaner Neal Shusterman lässt seine Geschichte „Game
Changer“ in der Jetztzeit spielen. Zusätzlich beinhaltet sie Elemente der
Fantasy. Der Protagonist ist Ashley, kurz Ash genannt, ein Name der für jedes
Geschlecht gewählt werden kann. Ash erzählt in der Ich-Perspektive von den
seltsamen Ereignissen, die er nach einem eigenen Zusammenprall in einem
American Football-Spiel, erlebt hat. Im übertragenen Sinne bezieht der Titel
sich auch auf einen Spielwechsel des Lebens von Ash nach seiner Power-Attacke.
Die fallenden Figuren auf dem Cover deuten an, dass Ash nicht nur einmal eine
ihm unbekannte Dimension erreicht. Gerne würde er wieder in seine Welt
zurückkehren, aber es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu
machen, wie es im Untertitel heißt.
Der 17 Jahre alte Ash ist ein eher unauffälliger
Football-Spieler, dennoch hofft er auf ein Sportstipendium an einem College. Er
ist gerne mit seinen Freunden zusammen. Das Mädchen, das er liebt, ist
anderweitig vergeben. Ash nimmt wahr, dass sie in ihrer Beziehung grob
behandelt wird, aber er mischt sich nicht ein. Der Zwischenfall auf dem
Spielfeld bringt ihn in eine andere Welt, was er anhand der Kleinigkeit bemerkt,
dass Stoppschilder eine andere Farbe als die ihm bekannte haben. Nach einem
weiteren Aufprall findet er sich in einer Dimension wieder, in der seine
Familie über mehr Einfluss und finanzielle Mittel verfügt. Mit jedem Wechsel
erfährt er eine neue, immer weitreichendere Veränderung, in seinem Umfeld und
auch in seinen eigenen Meinungen und seinem Äußeren. Bald erfährt er, dass er
derjenige ist, der die Geschehnisse leiten kann, aber dabei lässt sich Vieles
falsch machen.
Ash lebt in gutsituierten Verhältnissen, ohne sich große
Gedanken über die Welt an sich und sein Umfeld zu machen. Er ist sich seiner
Stellung in der Gesellschaft wenig bewusst. Bei Ungleichheiten hat er zwar
Störgefühle, stellt aber grundsätzlich nicht die Meinungen und das Verhalten
von anderen in Frage. Was zunächst mit einer scheinbar unbedeutenden
Veränderung beginnt, löst bei ihm die ersten Irritationen aus. Mit jeder
Dimensionsänderung muss er sich anpassen, um nicht aufzufallen und sein
bisheriges Leben in der alternativen Welt weiterzuleben. Die Person, die er
dort darstellt, gefällt seinem bisherigen Ich nicht immer und doch lernt er,
seine Wandlung zu akzeptieren. Mit und mit verändern sich auch seine
Freundschaften und seine Gefühle. Zunehmend nimmt er Unrecht wahr und beginnt
sich sozial zu engagieren, auch gegen den Willen seiner Eltern. Ash wird immer
mehr zum Sympathieträger, der lernt, den äußeren Schein zu hinterfragen und
selbstkritisch zu sein.
„Game Changer“ ist eine Parabel, die dem Lesenden vor Augen
führt, dass es immer auf die Perspektive ankommt, unter der man alles
betrachtet. Nur wer hinsieht, Dinge hinterfragt oder selbst erlebt, wird die
Wahrheit dahinter entdecken. Sehr gekonnt spielt Neal Shusterman mit seiner
Hauptfigur Ash, dessen kontinuierlich Entwicklung er spannend und interessant
beschreibt. Im Laufe der Dimensionswechsel erkennt Ash, dass es notwendig ist,
Verantwortung zu übernehmen, um die Welt menschenfreundlicher und gerechter zu
gestalten.
Neal Shusterman baut die unterschiedlichsten Themen wie
beispielweise Rassismus, Geschlechtsidentität, Gewalt gegen Frauen und Drogenproblematik
in sein Buch „Game Changer“ ein. Anhand seines jugendlichen Protagonisten Ash
zeigt er auf spannende Art, dass unsere Welt dem Einzelnen verschiedene
Perspektiven bietet. Der Autor stimmte mich mit seiner Geschichte nachdenklich
und vermittelte mir die Botschaft, dass nur derjenige, der selbst tätig wird
und Verantwortung übernimmt, zum „Spielwechsler“ werden und seinen Lebenslauf
beeinflussen kann. Gerne empfehle ich das Buch an alle Lesenden ab etwa 14
Jahren weiter.