In seinem neuen Psychothriller „Sharing“ wendet Arno Strobel
den Titel nicht nur auf Gegenstände an, was grundsätzlich aufgrund der
nachhaltigen Wirkung zu befürworten ist. Der Autor spielt mit dem Gedanken,
auch Personen zu teilen, das Cover deutet es bereits an. Die Frage im
Untertitel „Willst du wirklich alles teilen?“ stimmt den Interessenten des
Buchs bereits vor dem Aufblättern nachdenklich über die Begrifflichkeit.
Zunächst begegnete ich dem integren Ehepaar Bettina und
Markus Kern in ihrer gewohnten Umgebung. Beide sind abends auf dem Weg nach
Hause, wo bereits die fünfzehnjährige Tochter Leonie auf sie wartet. Sie
betreiben ein Carsharing-Unternehmen und vermieten auch Wohnungen im
Sharing-System. Als Bettina dann zur verabredeten Zeit und auch später nicht
eintrifft, beginnt Markus, sich zu sorgen. Später erhält er per WhatsApp, die
von Bettinas Handy gesendet wurde, die Anweisung eine Adresse im Darknet
aufzurufen. Er ist darüber verunsichert und erfährt, dass seine Frau in der
Hand eines Entführers ist, der sie mit anderen teilen wird, wenn er nicht ihren
Anweisungen folgt. Obwohl er alles gibt, findet er Bettina am nächsten Morgen
tot auf. Und das ist er der Anfang der grausamen Spiele, die der Entführer mit
ihm führt.
Sehr schnell baut Arno Strobel Spannung auf, denn das
Verbrechen beginnt auf den ersten Seiten. Bereits im zweiten Kapitel schildert
er die beklemmende Situation, in der Bettina sich in der Hand des Entführers
befindet, aus der Sicht der Protagonistin. Weitere solcher Kapitel, die in kursiver
Schrift gesetzt sind, schiebt der Autor zwischen diejenigen ein, in denen
Markus ungeduldig und eilig nach seiner Frau sucht. Die geschilderten
Situationen sind nichts für schwache Nerven, weil sie Personen zeigen, die in
einem Setting unter Gewaltandrohungen agieren.
Es gelang Arno Strobel auch in „Sharing“ wieder, mich zum
Mitfiebern zu bringen. Sehr geschickt konstruiert er die Handlung. Kurz nach
Aufnahme der polizeilichen Ermittlungen steht Markus selbst als Täter im
Rampenlicht, was er natürlich empört ablehnt. Fakten und Indizien führen jedoch
im Laufe der Geschichte dazu, dass sich nicht nur seine Freunde und Bekannten
von ihm abwenden und ich als Lesende zunehmend an seiner Glaubwürdigkeit zweifelte.
Den besonderen Kniff schafft der Autor schließlich dadurch, dass auch Markus
sich seiner selbst nicht mehr sicher ist. Der Hintergrund für die Verbrechen
bleibt bis zum Schluss verborgen.
Der Psychothriller „Sharing“ von Arno Strobel ist von Beginn
bis zum Ende hin spannend und überzeugt mit seiner Konstruktion des Geschehens.
Die zunehmende Verstörtheit des Protagonisten transportierte der Autor
geschickt nach außen. Aufgrund bestimmter Schilderungen über Grausamkeiten eignet
die Geschichte sich nicht für feinfühlige Lesende. Das Buch ist ein Muss für
Strobel-Fans und eine Empfehlung an alle Thriller-Freunde.