Nireka ist eine junge unverheiratete Frau, die bei den
Zwergen in Ydras Horn unter der Erde lebt. Ihr Vater ist ein bedeutender Mann bei
ihnen. Jedes Mal wenn ein Bewohnender der Zwergenfestung von einem
Geisterschatten befallen wird, kommt ein Drache nach Ydras Horn, der die
Herausgabe der Person verlangt, damit er sich daran nähren kann. Aber das Volk
der Zwerge steht zusammen. Sie bewahren sich ihre Würde und nehmen lieber
Hunger und Ungemach in Kauf als einen von sich, so wie andernorts üblich, zum
Fraß auszuliefern.
Als die Geisterschatten Nireka heimsuchen, beschließt sie,
sich dem Drachen zu opfern. Sie gelangt über das offene Meer an einen Turm, in
dem seit Jahrhunderten ein Ei eingeschlossen ist, aus dem sich ein Drachen
entwickeln wird. Ihr Schicksal nimmt nicht den von ihr erwarteten Verlauf. Der
Drache Aylen, der aus dem Ei schlüpft, will überraschenderweise niemanden
fressen, sondern verbündet sich mit ihr im Kampf um seine Artgenossen. Aylens
Anliegen findet seinen Grund in der eigenen und der Vergangenheit von Tana.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. In einem
einführenden Prolog macht die Autorin in einer Rückblende neugierig darauf,
warum Aylen sich zu dem entwickelt hat, wie Nireka sie aktuell wahrnimmt.
Früher war Aylen eine verachtete Hexe mit hohen Ansprüchen an sich. Begleitet
wird sie von einem verzauberten Gegenstand, der für noch mehr Tiefe und einem
manchmal amüsanten Anklang in der Erzählung sorgt. Ohne bestimmte geistige Eigenschaften
mit einem Volk zu verknüpfen, zeigt die Autorin wie unterschiedlich an
verschiedenen Orten in der von ihr erdachten Welt das tägliche Leben bestritten
wird. Dabei stellt sie den ungleichen Umgang mit den Drachen besonders heraus.
Jenny-Mai Nuyen gestaltet ihre Figuren wandelbar. Die
Protagonistinnen finden sich nicht mit der ihnen zugedachten Rolle ab, sondern
hinterfragen die Handlungen ihres Volkes und die damit verbundenen
Konsequenzen. Sowohl Nireka wie auch Aylen setzen sich mit moralischen Bedenken
auseinander. Hinter allem steht das Streben des Einzelnen nach Unsterblichkeit.
Demgegenüber stellt die Autorin die damit möglicherweise verbundenen Einbußen
und wirft die Frage auf, wie ein ewig lebendes Wesen von anderen wahrgenommen
beziehungsweise wie es selbst mit Sterblichen umgehen wird. Sie stellt den
Drang nach Macht und Anerkennung gegen das Bestreben nach dem Wohl eines ganzen
Volks. Auch fantastische Zaubereien und magische Kämpfe kommen im Roman nicht
zu kurz.
In ihrem Fantasy-Roman „Das Zeitalter der Drachen“ beschreibt
Jenny-Mai Nuyen den Kampf der Zwerge, Menschen und Elfen gegen Drachen, die
sich an ihnen nähren. Dabei verdeutlicht sie das Bestreben der verschiedenen
Wesen nach dem für sie Bestmöglichen, auch über moralische Bedenken hinweg. Die
Geschichte hat meiner Ansicht nach mehr Tiefgang in der Figurengestaltung als
ich sie von anderen Erzählungen des Genres her kenne. Das hat mir sehr gut
gefallen und darum empfehle ich das Buch gerne an Lesende von Fantasie weiter.