Im Roman „Der süße Himmel der Schwestern Lindholm“ nimmt
Andrea Russo die Lesenden mit nach Schweden. Dort befindet sich auf der
Kulla-Halbinsel an der Küste des Öresunds das Café „Söta Himlen“, auf Deutsch
„Süßer Himmel“, das in den 1930ern von den Schwestern Lindholm gegründet wurde.
Inzwischen führt Britt das Café, das anfangs nur eine
Bäckerei war, in der dritten Generation. Eines Tages trifft ein Brief aus Deutschland
ein. Eine gewisse Julia hat den Brief geschrieben und behauptet, mit der
Familie verwandt zu sein. Sie hat ein Notizbuch beigefügt, dass eine
Rezeptsammlung aus den 1930er Jahren enthält. Britt weiß, dass es damals
entwendet wurde und sie hat auch sogleich eine Vermutung darüber, wie Julia in
den Besitz der Rezepte gekommen ist.
Im Folgenden wechselt die Autorin in die Vergangenheit und
ich erfuhr mehr über die Familiengeschichte und die Gründung des Cafés. Im Jahr
1936 war das Leben für die fünf Geschwister Hannah, Ingrid, Mathilda, Ebba und
Ulla Lindholm noch eher unbeschwert. Ihr Vater hatte zwar vor einiger Zeit
seine Arbeitsstelle verlorenen und arbeitete seitdem in einem Erzbergwerk in seiner
Geburtsstadt im Norden von Schweden, doch die Eltern hatten sich damit arrangiert.
Das Geld, das der Vater schickte und die Einnahmen aus der Bäckerei reichten
zum Leben aus.
Während die beiden ältesten Schwestern Hannah und Ingrid anfangs
mit ihrem Zuhause stark verbunden sind und sich nicht vorstellen können, den
kleinen Ort je zu verlassen, träumt Matilda von einer Schauspielkarriere. Die
beiden Zwillinge Ebba und Ulla sind noch Schülerinnen und beneiden oft den
Zusammenhalt ihrer drei ältesten Geschwister. Nebenan wohnen die Großeltern.
Bereits die Großmutter hat die Bäckerei betrieben und hilft immer noch mit.
Hannah und Ingrid haben sich in der Backstube und im Verkauf einen Platz
gesucht. Für sie ist es nicht immer leicht sich zu behaupten, nicht nur
untereinander, sondern auch gegenüber der Kritik von Mutter und Oma.
Als Hannah sich in Karl verliebt, der in Berlin beheimatet
ist, ändern sich ihre Pläne und auch Ingrid und Matilda müssen für sich
wichtige und schwierige Entscheidungen für die kommende Zeit treffen. Zur
Absicherung ihrer Einnahmen beschließen alle gemeinsam, die Bäckerei um ein
Gartencafé zu erweitern. Währenddessen befindet sich Deutschland politisch
weiterhin in einem Umbruch, der seine langen Schatten aufgrund der Beziehung
von Hannah zu Karl auch auf die Familie wirft.
Andrea Russo zeigt, wie nah sich Schwestern stehen können,
auch wenn sie vom Charakter her verschieden sind. Trotz immer neuer Sorgen
halten alle in der Familie zusammen und stehen, so gut es geht, füreinander
ein. Das reicht soweit, dass sie auch in der Bäckerei mal die Arbeit einer
anderen übernehmen bis hin zu konstruktiven gemeinsamen offenen Aussprachen.
Da die Perspektiven zwischen den Figuren wechseln, werden
einige Ereignisse manchmal aus der Sicht von mehr als einer Person erzählt, was
zu kleinen Längen führt. Bis zum Schluss hin erklären sich schließlich die
Fragen, die im Prolog aufgeworfen wurden. Dennoch bleibt vieles offen, was in
der Generation zwischen den Cafégründerinnen und der heutigen Inhaberin Britt
geschehen sein mag und Thema in der Fortsetzung sein wird.
„Der süße Himmel der Schwestern Lindholm“ von Andrea Russo
ist ein Roman über den Zusammenhalt in einer Familie in den 1930ern in
Schweden. Die rundum sympathischen Figuren haben Verständnis füreinander, sind
bereit zu vergeben und verhalten sich nach außen hin tolerant. Gerne vergebe
ich ein Leseempfehlung für diese unterhaltsame Geschichte.