In ihrem Roman „Ein neuer Horizont“ schreibt Maiken Nielsen über
den turbulenten Alltag der Kriegsreporterin Nellie zu Beginn der 1950er Jahre. Während
sie vor einigen Jahren einen sehr wichtigen Menschen in ihrem Leben verloren
hat, steht sie jetzt vor wesentlichen Entscheidungen in ihrem Leben, zwischen
Karriere und Familiengründung.
Nellie ist mit ihrem Zwilling Laura auf einem Schiff groß
geworden, ähnlich wie die Autorin selbst. Die Eltern leben mittlerweile getrennt.
Ihr Vater ist ein amerikanischer Kapitän, ihre Mutter Hanna ist Deutsche, die nun
im Ostteil Berlins wohnt. Die Zwillinge standen sich immer sehr nah. Sie
entwickelten sogar eine eigene Sprache. Obwohl Nellies Eltern nach Lauras
spurlosem Verschwinden von deren Tod überzeugt sind, hofft Nellie darauf, ihren
Zwilling eines Tages wiederzusehen.
Im Jahr 1950 ist Nellie 26 Jahre alt und als
Auslandskorrespondentin für die Chicago Post tätig. Bei ihrer Tätigkeit steht
für sie im Vordergrund, der Öffentlichkeit die Wahrheit zu berichten. Als
einzige Frau unter den Journalisten ist sie im Krieg zwischen Nord- und
Südkorea vor Ort. Bewusst sucht sie das Abenteuer, das hat sie ihrer Schwester
versprochen. Sie will über den Einsatz von Brandwaffen schreiben und bei der
Zündung einer Atombombe dabei sein.
Maiken Nielsen zeigt, dass Nellie es bei ihren Reportagen in
Kriegsgebieten nicht leicht hat. Sie kämpft nicht nur ebenso wie ihre Kollegen
gegen widrige Bedingungen bei Unterkunft, Verpflegung und Transportmittel,
sondern auch gegen die Konventionen der damaligen Zeit in Bezug auf Frauen als
Kriegsberichterstatterinnen. Mit eisernem Willen widersetzt sie sich allen
Hindernissen, die ihr in den Weg gelegt werden. Als Vorbild für ihre
Protagonistin dient der Autorin die Journalistin Marguerite Higgins, die so wie
Nellie in Korea im Einsatz war und sich gegenüber ihren männlichen Kollegen
behaupten musste.
Anhand der Lebensumstände der Mutter von Nellie stellt
Maiken Nielsen den in Berlin zunehmenden Konflikt zwischen dem Ost- und dem
Westteil Deutschlands dar. Hanna wohnt im Ostteil der Stadt und arbeitet im Westen,
was aber aufgrund der Verschärfung der Grenzregelungen zunehmend erschwert
wird. Nellies große Liebe Jake hat eine schwierige Jugend erlebt, weil seine
Familie denunziert wurde. Durch ihn zeigt die Autorin ein trauriges Stück
deutscher Realität in den 1940ern. Jakes Aufenthalt in Berlin bringt ihn seiner
Vergeltung ein Stück näher.
Die Autorin bindet unterschiedliche Konflikte ihrer Figuren
in den Roman ein. Sie schafft es, durch eine geschickte Konstruktion der
Handlung jedes Thema aus verschiedenen Sichten zu betrachten. Dadurch wird
deutlich, dass jeder auf seine Art danach strebt, glücklich zu sein. Leider
wird dabei viel zu oft das Schicksal anderer nicht bedacht, die durch das
eigene Tun Leid erfahren.
Der Roman „Ein neuer Horizont“ von Maiken Nielsen beschreibt
meiner Meinung nach, die Arbeit einer Kriegsberichterstatterin zu Beginn der
1950er Jahre authentisch und nachvollziehbar. Die Autorin bleibt nah an der
Seite ihrer Protagonistin Nellie, wodurch ihre Schilderungen mich sehr berührt
haben. Durch Nellies Umfeld greift sie weitere bewegende Themen der damaligen
Zeit auf. Gerne empfehle ich das Buch weiter.