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Freitag, 10. Dezember 2021

Rezension: Ein neuer Horizont von Maiken Nielsen

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Ein neuer Horizont 
Autorin: Maiken Nielsen
Erscheinungsdatum: 19.10.2021
Verlag: Wunderlich (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783805200721
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In ihrem Roman „Ein neuer Horizont“ schreibt Maiken Nielsen über den turbulenten Alltag der Kriegsreporterin Nellie zu Beginn der 1950er Jahre. Während sie vor einigen Jahren einen sehr wichtigen Menschen in ihrem Leben verloren hat, steht sie jetzt vor wesentlichen Entscheidungen in ihrem Leben, zwischen Karriere und Familiengründung.

Nellie ist mit ihrem Zwilling Laura auf einem Schiff groß geworden, ähnlich wie die Autorin selbst. Die Eltern leben mittlerweile getrennt. Ihr Vater ist ein amerikanischer Kapitän, ihre Mutter Hanna ist Deutsche, die nun im Ostteil Berlins wohnt. Die Zwillinge standen sich immer sehr nah. Sie entwickelten sogar eine eigene Sprache. Obwohl Nellies Eltern nach Lauras spurlosem Verschwinden von deren Tod überzeugt sind, hofft Nellie darauf, ihren Zwilling eines Tages wiederzusehen.

Im Jahr 1950 ist Nellie 26 Jahre alt und als Auslandskorrespondentin für die Chicago Post tätig. Bei ihrer Tätigkeit steht für sie im Vordergrund, der Öffentlichkeit die Wahrheit zu berichten. Als einzige Frau unter den Journalisten ist sie im Krieg zwischen Nord- und Südkorea vor Ort. Bewusst sucht sie das Abenteuer, das hat sie ihrer Schwester versprochen. Sie will über den Einsatz von Brandwaffen schreiben und bei der Zündung einer Atombombe dabei sein.

Maiken Nielsen zeigt, dass Nellie es bei ihren Reportagen in Kriegsgebieten nicht leicht hat. Sie kämpft nicht nur ebenso wie ihre Kollegen gegen widrige Bedingungen bei Unterkunft, Verpflegung und Transportmittel, sondern auch gegen die Konventionen der damaligen Zeit in Bezug auf Frauen als Kriegsberichterstatterinnen. Mit eisernem Willen widersetzt sie sich allen Hindernissen, die ihr in den Weg gelegt werden. Als Vorbild für ihre Protagonistin dient der Autorin die Journalistin Marguerite Higgins, die so wie Nellie in Korea im Einsatz war und sich gegenüber ihren männlichen Kollegen behaupten musste.

Anhand der Lebensumstände der Mutter von Nellie stellt Maiken Nielsen den in Berlin zunehmenden Konflikt zwischen dem Ost- und dem Westteil Deutschlands dar. Hanna wohnt im Ostteil der Stadt und arbeitet im Westen, was aber aufgrund der Verschärfung der Grenzregelungen zunehmend erschwert wird. Nellies große Liebe Jake hat eine schwierige Jugend erlebt, weil seine Familie denunziert wurde. Durch ihn zeigt die Autorin ein trauriges Stück deutscher Realität in den 1940ern. Jakes Aufenthalt in Berlin bringt ihn seiner Vergeltung ein Stück näher.

Die Autorin bindet unterschiedliche Konflikte ihrer Figuren in den Roman ein. Sie schafft es, durch eine geschickte Konstruktion der Handlung jedes Thema aus verschiedenen Sichten zu betrachten. Dadurch wird deutlich, dass jeder auf seine Art danach strebt, glücklich zu sein. Leider wird dabei viel zu oft das Schicksal anderer nicht bedacht, die durch das eigene Tun Leid erfahren.

Der Roman „Ein neuer Horizont“ von Maiken Nielsen beschreibt meiner Meinung nach, die Arbeit einer Kriegsberichterstatterin zu Beginn der 1950er Jahre authentisch und nachvollziehbar. Die Autorin bleibt nah an der Seite ihrer Protagonistin Nellie, wodurch ihre Schilderungen mich sehr berührt haben. Durch Nellies Umfeld greift sie weitere bewegende Themen der damaligen Zeit auf. Gerne empfehle ich das Buch weiter.