„Das Therapiezimmer“ im gleichnamigen Thriller der
US-Amerikanerin Aimee Molloy ist anders als nach dem Cover zu vermuten wäre,
mit hochwertigen Möbeln eingerichtet. Weil der Psychotherapeut Dr. Sam Statler
eine höhere Geldsumme erwartet, investiert er schon vorab in schöne, aber auch
teure Dinge zu denen auch ein Sessel für seine Praxis gehört, die er vor kurzem
erst neu angemietet hat. Er ahnt nicht, dass die Therapiestunden mit seinen
Patienten von Jemandem belauscht werden, der nicht dazu berechtigt ist.
Um die Spannung von Beginn an aufzubauen, erzählt die
Autorin im Prolog, dass Sam in einer Unwetternacht verschwunden ist. Danach
folgt der erste von drei Buchabschnitten. Im Wechsel wird die Geschichte von
einem allwissenden Erzählenden geschildert und einer unbenannten Figur, die aus
der Ich-Perspektive heraus vom Geschehen berichtet.
Sam ist erst seit kurzem verheiratet und gemeinsam mit
seiner Frau Annie in seine Heimat gezogen, die einige Kilometer entfernt von
New York, wo die beiden bisher lebten, liegt. Dadurch ist er auch in der Nähe
seiner dementen Mutter, die er dort im Pflegeheim untergebracht hat. In dem
kleinen Ort hat er Praxisräume nach seiner Vorstellung gefunden. Die Anzahl
seiner Patienten wächst und es bleibt dem jungen Glück genügend Zeit ihrem ganz
persönlichen Spiel nachzukommen, bei der Annie sich eine Rolle mit amouröser
Umsetzung ausdenkt. Dazu gibt Aimee Molloy im ersten Teil einige Beispiele.
Der Ich-Erzählende findet durch Zufall eine Möglichkeit, die
Therapiegespräche zu belauschen. Während er zuhört bildet sich in seinen
Gedanken jeweils ein Bild vom Patienten, den er nicht sehen kann. Bei mir
bildete sich dagegen beim Lesen des ersten Buchabschnitts eine Vorstellung
dieser Hauptfigur, was von der Autorin beabsichtigt ist, denn dadurch entsteht
ein Katz- und Maus-Spiel mit dem Lesenden in Bezug auf die Identität der
Person. Erst im zweiten und dritten Teil konnte ich mehr zu diesem Charakter
erfahren und allmählich fügten sich wie bei einem Puzzle die erhaltenen
Informationen zu einem Ganzen.
Obwohl der Einstieg in den Thriller verwirrend war, hat er
mich doch bestens unterhalten. Die Spannungskurve blieb durch unerwartete
Wendungen hoch, zunächst durch das Aufdecken der Persönlichkeit des Ich-Erzählenden
und später aufgrund der Suche nach Sam, dessen Aufenthaltsort ich als Leserin früh
erfuhr und daher mitfiebern konnte, ob er gefunden wird. Das Motiv für seine
Entführung konnte mich allerdings nicht ganz überzeugen.
Aimee Molloy legt in ihrem Thriller „Das Therapiezimmer“
falsche Fährten aus, um den Lesenden in mehrfacher Sicht zu täuschen. Dank ihrer
geschickten Konstruktion mit einigen überraschenden Handlungsabläufen blieb die
Geschichte durchgehend auf einem hohen Spannungsniveau. Es war fesselnd der
Entwicklung zu folgen. Gerne empfehle ich das Buch weiter.