Der neunte Fall für Carl Morck und dem Sonderdezernat Q aus
der Feder des dänischen Autors Jussi Adler-Olsen heißt „Natrium Chlorid“. Der
Titel nimmt Bezug auf eine Serie von Fällen, die Morck und sein Team
aufzuklären haben und bei denen am jeweiligen Tatort Kochsalz gefunden wurde.
Die auf dem Cover ebenfalls abgebildete Spritze spielt darauf an, dass ein
Injektionsinstrument in einigen dieser Verbrechen eine Rolle spielt.
Wie so oft innerhalb der Serie stellte Jussi Adler-Olsen
mich als Leserin von Beginn an vor ein Rätsel. Im Prolog begegnete ich im wahrsten
Sinne des Wortes einer Überlebenden. Im Laufe der Geschichte konnte ich mehr
über die Figur erfahren und auch über ihre Rolle im Rahmen der Taten.
Das Sonderdezernat Q arbeitet in neuen Räumlichkeiten, was Carl,
Rose, Gordon und Assad als Mitglieder des Teams vor neue Herausforderungen stellt.
Jeder von ihnen hat nicht nur besondere Interessen und Fähigkeiten, um einen eigenen
Anteil zu den Ermittlungen beizutragen, sondern auch Angewohnheiten, die anderen
vielleicht seltsam erscheinen. Manchmal diskutieren sie lauter als in anderen
Büros üblich, gelegentlich bereiten sie geruchsintensive Getränke oder
Mahlzeiten zu und Carl kann sich das Rauchen nicht immer verkneifen. Im Keller
des Polizeipräsidiums fielen die Gepflogenheiten nicht weiter auf, aber jetzt arbeiten
Kollegen und Kolleginnen in Zimmern unweit denen des Teams.
Der Thriller spielt im Dezember 2020. Daher bleiben auch die
Mitarbeitenden der Polizeibehörde von den Auswirkungen von Corona nicht
verschont. Das Sonderdezernat Q wird aufgrund von Erkrankungen in anderen Teams
mit einem aktuellen Fall betraut, während sie wie gewöhnlich in Sachen eines
Cold Case ermitteln. Dabei scheint es so, dass nach ersten Erkenntnissen die
gesuchte Person in Serie gemordet hat. Stück für Stück arbeiten Carl, Rose,
Gordon und Assad Details der Fälle heraus und suchen nach Zusammenhängen. Sie
sind erstaunt darüber, dass eines der Verbrechen sie zurück bis ins Jahr 1988
führt. Immer mehr schiebt sich der dem Team anvertraute gegenwärtige Fall ins
Rampenlicht und schließlich steigert der Autor die Spannung nochmals zum Ende hin
durch eine Deadline.
Das durchgehende Thema des Thrillers ist die subjektive
Bewertung moralischer Ansichten. Dazu zeigt Jussi Adler Olsen verwerfliche Möglichkeiten
der Selbstjustiz auf, betrachtet Arbeitgeber, die die geltenden Arbeitsrechte
nicht einhalten und schaut auf Reality-Shows, die die Teilnehmenden grenzwertig
behandeln. Der Autor versteht es durch immer neue Wendungen die Spannungskurve von
Beginn an hoch zu halten. Dabei greift er auf ungewöhnliche Tötungsarten
zurück. Zwar konnte er mein Interesse dadurch binden, aber die Konstruktion
wirkt an einigen Stellen etwas bemüht, vor allem in Bezug auf die Kompetenzen
der Teammitglieder.
Der Thriller „Natriumchlorid“ ist ein Muss für alle Jussi
Adler Olsen-Fans und bietet auch allen anderen Lesenden spannende Unterhaltung.
Aufgrund der dargestellten grausamen Morde ist das Buch nicht für empfindsame
Personen geeignet. Auch diesmal thematisiert der Autor den sogenannten
Druckluftnagler-Fall, an dem Carl Morck vor etlichen Jahren beteiligt war und der
damit eine Klammer über alle neun Bände der Reihe zieht. Daher freue ich mich
schon auf den vermutlich abschließenden zehnten Teil von dem ich hoffe, dass
darin die damaligen Ereignisse aufgeklärt und zu einem guten Ende für den
Leiter des Sonderdezernats geführt werden. Gerne empfehle ich das Buch weiter.