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Donnerstag, 24. Februar 2022

Rezension: Das Mädchen mit dem Drachen von Laetitia Colombani

 

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Das Mädchen mit dem Drachen
Autorin: Laetitia Colombani
Übersetzerin: Claudia Marquardt
Hardcover: 272 Seiten
Erschienen am 23. Februar 2022
Verlag: S. FISCHER

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In einem Dorf in Südindien erwacht Léna in ihrer kleinen Hütte neben der Schule. Ihr Leben in Frankreich, in dem sie zwanzig Jahre als Lehrerin gearbeitet hat, scheint weit entfernt. Jetzt ist sie hier, in Mahabalipuram, wo sie zwei Jahre lang ihre gesamte Energie in den Aufbau einer Schule für Dalits gesteckt hat. Als Leserin tauchte ich ein in ihre Erinnerungen, wie es dazu gekommen ist, beginnend mit ihrer Ankunft in Indien.

Während der ersten Tage im fremden Land verlässt Lena kaum ihr Hotelzimmer. Sie ist aufgewühlt und trauert. Ich erfuhr, dass sie sich gemeinsam mit François vorgenommen hatte, nach Indien zu reisen. Doch ein Nachmittag im Juli hat alles verändert, und nun ist sie allein hergekommen. Weitere Gedanken an das Geschehene verbietet sie sich, sodass ich lange nur mutmaßen konnte, was vorgefallen ist.

Nach wenigen Seiten kommt es zu einem Vorfall, den Léna für sich als Unfall einordnet. Dank eines kleinen Mädchens mit ihrem Drachen kann Lénas Leben gerettet werden. Aufgrund des Klappentextes wusste ich, dass es sich hierbei um Lalita handelt, das indische Mädchen, das bereits in „Der Zopf“ ein Teil der Geschichte war. Ich fand es sehr schön, dass das Schicksal dieses Kindes hier aufgegriffen und weitererzählt wird. Man kann das Buch aber auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesen.

Die Rettung ihres Lebens löst in Léna den Wunsch aus, dem Mädchen zu helfen. Das erweist sich als schwerer als gedacht. Ich erhielt zahlreiche Einblicke in das Leben der Dalits, die auch Kastenlose oder Unberührbare genannt werden. Die meisten von ihnen sind Analphabeten, obwohl es im Land eine Schulpflicht gibt bleiben viele Kinder zu Hause und arbeiten für ihre Eltern. Mädchen werden früh zwangsverheiratet, um nicht mehr im elterlichen Haushalt versorgt werden zu müssen und ihrem Mann Kinder zu schenken.

Laetitia Colombani hat einen knappen Stil und eine schnörkellose Sprache. Die Geschichte lässt sich sehr schnell lesen, trotzdem konnte ich tief in sie eintauchen. Die geschilderten Ereignisse und die EInblicke in Lénas Gedankenwelt haben mich sehr berührt und nachdenklich gestimmt. Die Autorin beschönigt nichts und ich durchlebte einige tragische Momente, während ich Léna und ihre Mitstreiter:innen dafür bewunderte, dass sie trotz allem nicht aufgeben und sich mutig für ihre Schützlinge einsetzen. „Das Mädchen mit dem Drachen“ ist für mich schon jetzt ein Jahreshighlight!