Titel: Grabesstern
Autorin: Anne Mette Hancock
Übersetzer aus dem Dänischen: Karoline Hippe
Erscheinungsdatum: 26.01.2022
Verlag: Scherz (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Broschur mit gestalteten Klappen
ISBN: 9783651000957
Der Thriller „Grabesstern“ der Dänin Anne Mette Hancock ist
der dritte Band einer Serie, in der Kommissar Erik Schäfer von der
Mordkommission Kopenhagen und die Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan
ermitteln. Für die Tageszeitung, bei der Heloise angestellt ist, recherchiert
sie momentan zu einem Artikel über Sterbebegleitung. Um ihren Bericht
authentisch zu gestalten, hat sie sich an eine Gruppe Sterbebegleiter gewendet,
die sie im Fall Jan Fischhof nun unterstützt. Schon bald wird er zu den Sternen
gehen.
Eines Tages äußert sich der Sterbenskranke ihr gegenüber mit
rätselhaften Worten. Er scheint vor etwas Angst zu haben, das in seiner
Vergangenheit begründet liegt. Ein Name fällt. Heloise setzt alle Hebel in
Bewegung, um die Person zu finden, von der Jan gesprochen hat. Ihre Suche führt
sie nach Jütland. Dort findet sie heraus, dass die genannte Person bei dem
Brand eines Boots ums Leben gekommen ist.
Außerdem führt ihre Recherche sie zu einem mehr als zwanzig
Jahre zurückliegenden Fall eines verschwundenen Mädchens. Doch bei Befragungen
im Umfeld des Mädchens trifft Heloise in bestimmten Punkten auf eine Mauer des
Schweigens. Lange rätselt sie, welche Rolle Jan im Entführungsfall spielt.
Heloise wendet sich an Erik Schäfer, um an kritische Daten
zu kommen. Nur widerwillig folgt er ihrer Anfrage und bittet einen alten
Bekannten um Hilfe. Der bevorstehende Tod von Jan Fischhof lässt Heloise unter
Zeitdruck stehen. Die Aufklärung der Taten, denen die Journalistin nachgeht, eilt
daher nur in Bezug darauf, ob Jan zu den Ermittlungen beitragen kann, denn sie liegen
schon sehr lange zurück. Zwar erinnern die in Jütland Befragten sich noch ganz
gut an die damaligen Geschehnisse, die betroffenen Familien haben auch
weiterhin ein Interesse an der Aufklärung, aber allgemein hat man sich mit der
Lage abgefunden. Heloise trifft auf Erstaunen darüber, dass jemand Erkundungen
zu dem alten Fall anstellt.
Es gelingt Anne Mette Hancock wieder ein spannender Aufbau
mit unterschwelliger Spannung von Beginn an. Auch diesmal konnte ich am
Privatleben der beiden Protagonisten, bei dem Heloise eine frühere Liebe
wiedertrifft, teilhaben. Die Autorin deutet immer wieder gefühlsmäßige
Verletzungen an, die die Journalistin früher erfahren hat und über die ich in
den ersten beiden Teilen lesen konnte. Es ist angenehm von der vertrauensvollen,
von Respekt geprägten Zusammenarbeit des Ermittlergespanns zu lesen.
Anne Mette Hancock führt die Ermittlungen zu einer
unverhofften Wende am Schluss, die mich zwar überrascht, aber auch verwundert
hat. Heloise hat anscheinend aus einem alten Foto nicht das jetzige Aussehen
der Person ableiten können. Ich finde es außerdem eher unwahrscheinlich, dass der
tiefe Biss eines aggressiven Hunds nach der erfolgten Schilderung mit schwerem
Schaden keine weiteren Auswirkungen auf die Bewegungsfähigkeit des
Angegriffenen haben soll, was ich schon aufgrund einer Attacke auf eine
Bekannte in der Folge anders erlebt habe.
„Grabesstern“ von Anne Mette Hancock ist mitreißend konstruiert
und hält die Spannung durchgehend durch unvorhersehbare Wendungen und der
Klärung der über allem stehenden Frage nach der Verwicklung in die lange
zurückliegenden Verbrechen eines durch die Protagonistin beim Sterben Begleiteten,
was mich aber nicht ganz überzeugen konnte. Gerne empfehle ich das Buch an alle
Fans der Serie rund um Heloise Kaldan und Erik Schäfer und jeden Leser und jede
Leserin von Thrillern weiter.