Autorin: Nita Prose
Übersetzerin: Alice Jakubeit
Erscheinungsdatum: 01.02.2022
Verlag: Droemer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
ISBN: 9783426283844
Molly Gray ist 25 Jahre alt und lebt in London, wo sie im
Regency Grand Hotel zum Dienstpersonal gehört. Als Protagonistin und
Ich-Erzählerin im Roman „The Maid“ von Nita Prose sucht sie entsprechend des
Untertitels „Ein Zimmermädchen ermittelt“ nach dem Mörder oder der Mörderin
eines Hotelgasts, nachdem sie selbst verdächtigt wird, die Tat begangen zu
haben. Als Leserin habe ich mit ihr mitgerätselt.
Im quirligen Hotel ist Molly gerne ein Teil des Reinigungspersonals.
Sie liebt es, in ihrer sauberen Uniform die ihr zugewiesenen Zimmer einwandfrei
zu reinigen. Eigentlich hätte sie sich gerne weitergebildet, aber weil ihr
Vertrauen missbraucht wurde, verfügt sie nicht mehr über das dafür benötigte
Geld. Eines Tages findet sie einen gutbetuchten Gast, der mit seiner Frau sehr
oft ein Zimmer im Hotel mietet, tot auf. Obwohl es danach aussieht, dass er
eines natürlichen Todes gestorben ist, beginnt die Kriminalpolizei mit
Ermittlungen und bald ist Molly nicht nur Zeugin, sondern steht unter Mordanklage.
Da hilft es ihr nur, dass sie auf alle ihr zu Verfügung stehenden Mittel
zurückgreift, um ihre Schuldlosigkeit zu beweisen und den wahren Täter zu
finden.
Molly wurde von ihrer Großmutter aufgezogen, an ihre Eltern
kann sie sich nicht erinnern. Ihre Oma hat zwar nicht im Hotel gearbeitet, aber
ebenfalls einen großen Haushalt geführt. Viele ihrer Ratschläge lässt Molly in
ihre Arbeit einfließen. Ich kannte einige der Sinnsprüche, sie erinnerten mich
an früher als sie noch häufiger zur Anwendung kamen. Bereits zu Beginn
verdeutlicht Nita Prose, dass ihre Protagonistin einmalig ist, so wie jeder
Mensch, sich aber durch ihr besonderes Verhalten von vielen anderen abhebt.
Bei ihrer Arbeit stellt Molly hohe Ansprüche an sich selbst
und weiß, dass sie bei ihren Erledigungen sehr gut ist. Ihre Sprache wirkt aufgesetzt,
was auf ihre wenigen sozialen Kontakte und den ständigen Umgang mit ihrer
Großmutter zurückzuführen ist. Es fällt Molly schwer, Gesichtsausdrücke zu
deuten und Ironie zu erkennen. Es gelingt ihr aber zunehmend, ihr Verhalten
bewusst anzupassen, denn sie mag es, unauffällig zu sein. Ihr bescheidener Lohn,
aufgewertet durch Trinkgelder, reicht ihr zum Leben aus, denn sie stellt keine
hohen Ansprüche. Bei ihren Überlegungen darüber, wie der Hotelgast gestorben
ist, erfährt sie mehr Zuwendung aus ihrem Umfeld als sie je geahnt hätte. Sie
war mir sympathisch und ich hoffte für sie, dass es ihr möglich sein wird, ihre
Unschuld zu beweisen.
Nach einem ruhigen Einstieg gelingt es Nita Prose im Roman
„The Maid“ dank einiger unerwarteter Wendungen mit der Zeit Spannung
aufzubauen, die dann durch eine überraschende Entwicklung im letzten Drittel
nochmal gesteigert wird. Aufgrund der einzigartigen Protagonistin, die durch
ihre Charaktereigenschaften die Herzen der Lesenden gewinnt, ist die Geschichte sehr unterhaltsam. Daher empfehle ich sie gerne weiter.