Titel: Vogelgrab: Ein Reni-Fisher-Thriller
Autorin: Anne Frasier
Übersetzer: Peter Friedrich
Erscheinungsdatum: 08.02.2022
Verlag: Edition M #amazonpublishing
ISBN: 9782496709995
„Vogelgrab“ heißt der erste Band einer Dilogie von Anne
Frasier, einem „Reni-Fisher-Thriller“. Reni Fisher ist eine von zwei
Protagonisten der Geschichte. Sie ist eine FBI-Profilerin, die aber vor drei
Jahren ihren Job quittiert hat und nun zurückgezogen am Rand der Mojave-Wüste
lebt. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich inzwischen mit der Herstellung
und dem Verkauf von Töpfereien.
Noch wichtiger für die Handlung ist allerdings die Tatsache,
dass Reni die Tochter des Serienmörders Benjamin Fisher ist, der vor etwa
dreißig Jahren gefasst wurde und seitdem im Gefängnis sitzt. In der Bevölkerung
ist Benjamin unter dem Namen „Inland-Empire-Killer“ bekannt, weil er seine
Taten in dem gleichnamigen Gebiet östlich von Los Angeles in Kalifornien
begangen hat. Seine Opfer hat er in der Wüste vergraben, kaum eines der Gräber
konnte aufgefunden werden.
Als Benjamin nach langen Jahren und mehreren Aufforderungen
endlich bereit ist, mit der Kriminalpolizei zu kooperieren, ist es Detective
Daniel Ellis von der Mordkommission San Bernardino der Kontakt aufnimmt, um
sich von ihm zu den Grabstellen führen zu lassen. Der Titel spielt auf eine
Markierung in Bezug auf einen dieser Orte an. Aber Benjamin stellt die Bedingung,
dass seine Tochter Reni dabei sein soll.
Reni kämpft seit ihrer Kindheit mit einer Posttraumatischen
Belastungsstörung, denn ihr Vater hat sie immer zum „Spiel“ mit den Frauen
mitgenommen und sie diente ihm in ihrer Rolle als arglos wirkendes Mädchen als
Köder. Sie leidet darunter, dass ihre Erinnerungen verschwommen sind. Nachdem
sie sich auf Anfrage von Daniel dazu bereit erklärt hat, dem Wunsch ihres
Vaters zu folgen, beginnt für sie die von ihr bereits erwartete Auseinandersetzung
mit ihrer Vergangenheit. Sie weiß bis dahin noch nicht, dass Daniel nicht uneigennützig
an der Aufklärung der Morde handelt.
Die Inhaltsangabe spiegelt nur in Ansätzen wieder, was mich als Leserin im Thriller erwartete. Schon nach etwa einem Drittel der Geschichte kommt es zu einem vermeintlichen Abschluss, der sich dann aber als Beginn einer Suche herausstellte, die für die beiden Protagonisten eine entscheidende Wende im Fall darstellt. Immer wieder blendet Anne Frasier in Kapiteln auf die Vergangenheit von Reni und Daniel. Auf diese Weise wurde mir mehr und mehr bewusst gemacht, welche Motive die beiden in der Gegenwart bei ihren Ermittlungen antreiben.
Reni
setzt sich mit Schuldgefühlen auseinander. Der Autorin gelingt es, ihren
inneren Zwiespalt darzustellen, denn einerseits kann Reni ihre Mitwirkung an
den Verbrechen nicht verwinden und andererseits hat sie als Kind ihren Vater
sehr gern gehabt. Auch zu ihrer Mutter hat sie bis in die Gegenwart ein konfliktreiches
Verhältnis. Während sie ihre Erinnerungen reflektiert und an das bisher
Bewährte festhalten möchte, bekommt ihre Lebenswelt, die ihr in einem gewissen
Rahmen Stabilität gegeben hat, mehr und mehr Risse.
Die Beschreibungen von Anne Frasier lassen das beklemmende
Umfeld der Wüste aufleben. Durch die wandelbare Gestaltung ihrer Figuren ist es
der Autorin möglich, der Erzählung immer wieder neue Wendungen zu geben. Die
Spannung wurde von Beginn an gesteigert und konnte den Spannungsbogen halten. Mehrmals
wurde ich überrascht durch die Richtungsänderungen der Handlung. Jedoch empfand
ich den Schluss als überzogen und zu aufgesetzt. Hier wäre nach meiner Meinung,
weniger mehr gewesen.
Anne Frasier hat mit „Vogelgrab“ einen Thriller mit
steigender Spannung aufgrund interessanter Charaktere und unvorhersehbaren
Geschehens geschrieben, wobei mir das Ende zu übertrieben war. Es bleiben
einige Fragen offen, die vermutlich im zweiten Band der Dilogie geklärt werden.
Gerne empfehle ich das Buch an Lesende von Thrillern weiter.