Mittwoch, 16. März 2022

Rezension: Das Fundbüro der verlorenen Träume von Helen Frances Paris

 

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Das Fundbüro der verlorenen Träume
Autorin: Helen Frances Paris
Übersetzerin: Sophie Zeitz-Ventura
Hardcover: 368 Seiten
Erschienen am 16. März 2022
Verlag: dtv

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Dorothy Watson, genannt Dot, arbeitet in London in einem Fundbüro der Verkehrsbetriebe. Ihr gesamter Arbeitsalltag dreht sich um das Verlieren und Wiederfinden. Dot mag ihre Arbeit und hat trotz drängender Fragen ihrer Schwester Philippa kein Bedürfnis, sich in Sachen Job oder Wohnort zu verändert. Zwölf Jahre zuvor war das noch ganz anders. Damals hatte sie ein Leben in Paris und große Träume. Doch ein Anruf hat alles verändert, der Verlust eines der wichtigsten Menschen in ihrem Leben wirkt bis heute nach. Als ein älterer Herr auf der Suche nach einer verlorenen Reisetasche mit dem Lieblingsportemonnaie seiner verstorbenen Frau ins Fundbüro kommt, ist Dot fest entschlossen, ihm zu helfen.

Zu Beginn des Buches lernte ich Dots Alltag im Fundbüro kennen. Alles mögliche wird dort abgegeben, meist alltägliches wie Regenschirme, Handys und Monatskarten, gelegentlich aber auch Besonderes oder Exotisches. Dot hat eine besondere Vorliebe für Reiseführer, die ihr Big Jim, der sich nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist um die Weitergabe der Fundsachen kümmert, regelmäßig zusteckt. Auf ihren Seiten reist Dot zu nahen und fernen Zielen, die sie noch nie mit eigenen Augen gesehen hat.

Bald lernte ich Dots Familie kennen. Ihre Mutter hat Demenz und lebt im Pflegeheim, seit sie sich einen Monat zuvor die Hüfte gebrochen hat. Davor wohnte sie gemeinsam mit Dot in einer kleinen Wohnung. Diese will Dots Schwester Philippa nun verkaufen und setzt Dot diesbezüglich unter Druck. Seit sie vor zwölf Jahren ihre wichtigste Bezugsperson verloren hat ist Dot wie gelähmt und hat das Schmieden von Zukunftsplänen aufgegeben. Die neue Situation setzt ihr weiter zu. Ihre Reaktion darauf ist kurios und ich war gespannt, ob Dot einen Weg finden wird, ihr Leben wieder stärker selbst in die Hand zu nehmen.

Den Trubel im Fundbüro fand ich unterhaltsam und auch die Kapitelüberschriften, die jeweils etwas Verlorenes oder Gefundenes auflisten, passen perfekt zum Thema. Das Tempo ist ruhig und der Fokus der Handlung bleibt auf Dot und ihrer Entwicklung. Ich erhielt einfühlsame Einblicke in ihren seelischen Zustand und durchlebte mit ihr schöne und traurige Momente, wobei sich Dot lange in einer Abwärtsspirale befindet. Mir hat die zweite Buchhälfte deutlich besser gefallen als die erste, da hier einiges in Bewegung kommt und auch die Handlung um die im ersten Kapitel verlorene Reisetasche wieder aufgegriffen wird, von der ich mir aber noch mehr erhofft hatte.

„Das Fundbüro der verlorenen Träume“ ist eine Geschichte rund um das Verlieren und Wiederfinden, was sich jedoch nicht nur auf die Gegenstände im Fundbüro, sondern auch auch auf Menschen und Lebensfreude bezieht. Es ist ein einfühlsam erzählter und berührender Roman, in dem Themen wie Demenz, Suizid, Selbstvorwürfe und Trauer eine Rolle spielen, der aber mit einer hoffnungsvollen Note endet. Ich lade euch herzlich ein, mit diesem Roman selbst auf die Suche zu gehen.

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