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Donnerstag, 31. März 2022

Rezension: Eine Frage der Chemie von Bonnie Garmus

 


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Eine Frage der Chemie
Autorin: Bonnie Garmus
Übersetzer: Klaus Timmermann & Ulrike Wasel
Hardcover: 464 Seiten
Erschienen am 31. März 2022
Verlag: Piper

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Im Jahr 1952 wird von Frauen in Commons, Kalifornien vor allem erwartet, dass sie möglichst viele Kinder bekommen und ihre Tage mit Hausarbeit und als liebende Ehefrau und Mutter verbringen. Doch Elizabeth Zott ist nicht wie diese Frauen. Als Chemikerin möchte sie wissenschaftliche Durchbrüche erzielen. Ihre Promotion konnte sie jedoch nicht abschließen, weil sie von ihrem Betreuer vergewaltigt wurde und man ihr daran die Schuld gab. Der Job im Forschungsinstitut Hastings ist der einzige, der ihr angeboten wurde, während der Star-Chemiker Calvin Evans hier vor allem wegen des guten Wetters gelandet ist. Nach einem Vorfall, in dem Bechergläser eine Rolle spielten, werden die beiden ein Paar und führen eine Beziehung auf Augenhöhe. Doch der Schutz, den Elizabeth durch diese Beziehung erfährt, ist nur von kurzer Dauer...

Das Buch beginnt mit zwei Kapiteln, die im Jahr 1961 spielen. Als Leserin erfuhr ich, dass Elizabeth Zott eine ehemalige Forschungschemikerin ist. Ihre Tochter Madeline ist anderen Kindern in ihrem Alter intellektuell voraus, tut sich im sozialen Kontakt aber schwer. Um dazuzugehören, verschenkt sie ihren Lunch an die Tochter des alleinerziehenden Walter Pine. Als Elizabeth dies entdeckt und Pine wütend zur Rede stellt, bietet dieser ihr eine eigene Kochshow im Fernsehen an.

Das Buch springt danach zehn Jahre in der Zeit zurück und berichtet, wie Elizabeth als ambitionierte Chemikerin zur Fernsehköchin geworden ist. Sie ist ein starker Charakter mit hoher Intelligenz, doch als Frau werden ihr ständig Steine in den Weg gelegt. Ihre ausnahmslos männlichen Kollegen nehmen sie nicht ernst und lassen sie das mit Worten und Taten spüren. Die einzige Ausnahme bildet Calvin Evans, mit dem sie eine Beziehung eingeht und zusammenzieht. Eine Heirat kommt für sie jedoch nicht in Frage. Ihre Abweichung vom Rollenbild hat schon bald weitere harte Konsequenzen, die sie bewältigen muss.

Elizabeth habe ich beim Lesen schnell ins Herz geschlossen. Als berufstätige Frau wird sie ständig diskriminiert, doch dabei bleibt es nicht. Der Ausschluss aus dem Promotionsprogramm nach ihrer Vergewaltigung, in der Opfer- und Täterrolle vertauscht wurden, um einen rennomierten Forscher zu schützen, hat ihr gezeigt, wie weit einige Männer bereit sind zu gehen, um ihresgleichen zu schützen. Doch Elizabeth ist daran nicht zerbrochen, sondern hat sich eine harte Schale zugelegt und beschlossen, ihre Chemiekarriere trotzdem weiter zu verfolgen. Ich habe ihre Schlagfertigkeit bewundert und musste gleichzeitig hilflos zusehen, wie sie trotz ihrer toughen und unverblümten Art immer wieder schlecht behandelt wird.

Im Laufe der Zeit findet Elizabeth dank überraschender Entwicklungen einige Verbündete. Es entstehen schöne Freundschaften, aus denen neue Kraft geschöpft werden kann. Der heimliche Star des Buches ist sicherlich der Hund Halbsieben, dem Elizabeth hunderte Wörter beibringt und aus dessen Perspektive einige Abschnitte geschrieben sind. Auch die Szenen im Kochstudio, in dem Elizabeth aus dem als bieder geplanten Format eine intellektuell herausfordernde Chemiestunde macht, fand ich sehr unterhaltsam. Die heiteren Szenen sorgen für einen Ausgleich zu den Rückschlägen, die Elizabeth erlebt. Zum Ende hin gibt es einige befriedigende Entwicklungen. Ich habe das Buch großer Bewunderung für Frauen wie Elizabeth beendet, die sich in den 50er und 60er Jahren gegen das Patriachat aufgelehnt und Frauen ermutigt haben, ihre beruflichen Träume trotz aller Vorurteile und Hindernisse zu verwirklichen. Ich gebe eine große Leseempfehlung für dieses Buch und vor allem diese tolle Progatonistin!