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Samstag, 30. April 2022

Rezension: Das unglaubliche Leben des Wallace Price - T.J. Klune

 

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Das unglaubliche Leben des Wallace Price
Autor: T.J. Klune
Übersetzer: Michael Pfingstl
Broschiert: 480 Seiten
Erschienen am 11. April 2022
Verlag: Heyne

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Wallace Price hat sein Leben voll und ganz seinem Beruf als Anwalt gewidmet. Eines Tages fällt er tot um und findet sich auf seiner eigenen Beerdigung wieder, wo er sich selbst im Sarg liegen sieht. Gekommen sind lediglich seine drei Kanzlei-Partner und seine Ex-Frau, die sich darüber auslassen, was für ein schlechter Mensch er war. Keiner kann ihn wahrnehmen, bis auf eine Frau, die sich als Meiying vorstellt. Sie ist sein Sensenmann, die ihm beim Übergang helfen soll.

Mei bringt ihn dafür zu dem ihr zugeordneten Fährmann: Hugo betreibt den Teeladen „Charons Fähre“, in dessen obersten Stock eine Tür ins Unbekannte führt. Für Wallace gibt es eine schlechte und eine gute Nachricht. Die Schlechte: Er ist wirklich tot und sein bisheriges Leben vorbei. Die Gute: Vor dem Schritt durch die Tür kann er eine Weile im Teeladen bleiben. In der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft des Teeladens lernt er allerhand Neues über sich selbst und das Leben.

Nachdem T.J. Klunes Roman über Mr. Parnassus für mich ein absolutes Highlight war, wollte ich unbedingt auch diese Neuerscheinung lesen. Ich habe mich ohne den Klappentext zu lesen in die Lektüre gestürzt und war deshalb erst einmal überrascht, dass der Roman so ernst losgeht und Wallace Price nach wenigen Seiten stirbt. Schnell merkte ich jedoch, dass diese Geschichte mit klassischeren Büchern über den Tod nicht viel gemein hat.

Der Autor schildert Wallace Teilnahme an seiner eigenen Beerdigung und dessen Eintreffen in Hugos Teeladen in so unterhaltsamen Ton, dass ich als Leserin nur wenig Traurigkeit empfunden habe. Die Wohngemeinschaft, die sich in „Charons Fähre“ eingerichtet hat, ist höchst ungewöhnlich: Neben Hugo und Mei leben dort auch noch Hugos toter Großvater Nelson und sein toter Hund Apollo. Von diesen lernt er nach und nach alles über sein Dasein zwischen Tod und Tür, zum Beispiel wie er die Kleidung wechseln, sich auf einen Stuhl setzen oder spuken kann. Es sind Szenen voller Herz und Charme, die mich begeistert weiterlesen ließen.

Ich fand die Geschichte sehr einfühlsam erzählt. Trotz der skurrilen Situation würde ich das Buch nicht als lustig bezeichnen. Der Tod spielt im Buch eine zentrale Rolle und es gibt viele nachdenklich stimmende und emotionale Szenen. Die queere Liebesgeschichte fügt sich gelungen in die Handlung ein. Ich habe alle Charaktere im Teeladen im Nu in mein Herz geschlossen und fieberte mit, wie sich die Situation entwickeln wird. Denn bald wird klar, dass diese wirklich nur ein temporärer Zustand sein kann. Und so unglaublich es in Anbetracht des Themas klingen mag: Nach meinem Empfinden hat das Buch ein schönes Happy End erhalten.

„Das unglaubliche Leben des Wallace Price“ beginnt zwar mit dem Tod des Protagonisten, schickt ihn dann aber auf eine in jeglicher Hinsicht bunte Reise, die mir wirklich gut gefallen hat. Beim Lesen durchlebte ich eine große Bandbreite an Emotionen, wobei die positiven deutlich überwogen haben und die Lektüre trotz einiger ergreifender Momente nie tieftraurig wurde. Von mir erhält der Roman eine klare Leseempfehlung!