Titel: Waldinneres
Autorin: Mónica Subietas
Übersetzerin aus dem Spanischen: Lisa Grüneisen
Erscheinungsdatum: 27.04.2022
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783103970838
Das Buch „Waldinneres“ ist der erste Roman von Mónica
Subietas, einer in Spanien geborenen und heute in Zürich lebenden
Schriftstellerin. Das schön gestaltete Cover zeigt einen Ausschnitt aus dem
titelgebenden Gemälde von Gustav Klimt. Auf den Innenseiten der Klappen ist das
Bild vergrößert wiedergegeben. Als Leserin begleitete ich dessen Weg von 1943
bis ins Jahr 2010.
Die Geschichte beginnt mit einem „Vorfall“. Der 56-jährige Gottfried
Messmer ist Inhaber einer Szenekneipe in Zürich. Tony, der Koch des Lokals, hat
den mit seinem Chef befreundeten Maler Max Müller in dessen Atelier leblos
aufgefunden. Vorher hatte er Streit mit dem Künstler, weswegen er in Verdacht
gerät, ihn lebensgefährlich verletzt zu haben. Aber die Erzählung fokussiert
nicht auf dem Kriminalfall, allerdings wird das Verbrechen aufgeklärt. Weswegen
es zu der Tat gekommen ist, reicht weit in die Vergangenheit zurück, bis in das
Jahr 1942. Damals half der Vater von Gottfried, ein Forstaufseher, einem
jüdischen Immigranten dabei, in die Schweiz einzuwandern.
Der Roman spielt auf mehreren Handlungsebenen. Neben der
Fluchthilfe von Gottfrieds Vater und dessen Vermächtnis sind ein amerikanischer
Kunsthändler, der jetzt in der Schweiz lebt und eine flüchtige Beziehung von
Max zu einer Kellnerin für den Hergang ebenso wichtig. Die Autorin beschreibt ebenfalls
das fiktive Schicksal eines jüdischen Kunstsammlers, der aufgrund eines
Beschlusses des Schweizer Bundesrats in eine Klemme gerät. Der Erlass schloss
die Grenze für Flüchtlinge, die allein aus Rassegründen um Aufnahme baten.
Außerdem fasst sie das Thema Kunstraub im Nationalsozialismus auf. Bis heute
ist der Umgang aufgrund der beinhalteten Wertigkeit der Werke umstritten. Damit
schlägt Mónica Subiertas eine Brücke zwischen der Vergangenheit und dem Heute.
Die Figuren des Romans erleben Höhen und Tiefen. Von Beginn
an fühlte ich mich als Leserin mitgerissen von der Frage, von wem Max
überfallen wurde und aus welchem Grund. Im anschließenden Kapitel verschwindet
dann noch ein Mensch. Was mit ihm geschah, bleibt lange ungeklärt. Über die
gesamte Geschichte hinweg bringt Mónica Subietas immer wieder die Valenzen
zweier Menschn ins Spiel. Die Charaktere der Geschichte haben Lebenserfahrung
in unterschiedlichen Bereichen. Daher ist ihre Gewichtung von dem, was sie
besonders wertschätzen verschieden. Manchmal habe ich mir gewünscht, mehr über
eine Person zu erfahren, um noch stärker ihrer Gedankenwelt und der
Hintergründe für ihre Handlungen folgen zu können.
Im Roman „Waldinneres“ bildet Mónica Subietas das Thema
Kunstraub mehrschichtig ab und nutzt es für den Hintergrund krimineller Aktivitäten,
die mehrere Personen in Bedrängnis bringen. Die Geschichte baut Spannung auf
und stimmt bei der Aufdeckung eines wohlgehüteten Familiengeheimnissen nachdenklich
über die Werte in unserer Gesellschaft. Gerne empfehle ich das Buch weiter.